Einleitung | Sein Leben | Sein Werk
Informationen u.a. aus: Uderzo - auf dem Weg zu Asterix und von Egmont Ehapa Verlag 2017
Albert Uderzo und René Goscinny
(aus: Asterix und die Normannen,
Neuauflage zum Film
"Asterix und die Wikinger")
Schon im Kindergarten wird man auf sein Talent aufmerksam. Das Privileg, mit Strichen auszudrücken, was man sieht und was um einen herum geschieht, hat Uderzo nie gelernt. Wie viele Kinder wollte er eigentlich Feuerwehrmann oder Polizist werden. Möglich, dass das zeichnerische Talent vererbt wird, denn schließlich ist auch sein Bruder Zeichner geworden.
Inspiriert durch Walt Disney, dem er schließlich auch Band 33 widmet, fängt Uderzo mit etwa 10 Jahren an, mit seinen Zeichnungen Geschichten zu erzählen. Noch immer dachte er nicht daran, das Zeichnen zum Beruf zu machen. Stattdessen wollte er eher dem Beispiel seines älteren Bruders Bruno nacheifern, der durch seine technische Begeisterung schließlich Kraftfahrzeugmechaniker wurde. Uderzos Berufswunsch zu diesem Zeitpunkt: Flugzeugmechaniker. Nachdem er mit seiner Familie 1938 endgültig in die französische Hauptstadt zieht, wird er nach guten Noten im Zeichnen zu einem allgemeinen Zeichenkurs angemeldet, der für alle Grundschüler abgehalten wird.
Zu Beginn der 40er Jahre, nachdem Uderzo schon eigene Figuren entwirft, die jedoch nun keine Ähnlichkeit mit Asterix besitzen, erkennt der ältere Bruder Bruno das Zeichentalent Alberts und beschließt, ihn beim Verlag Société parisienne d’édition vorzustellen. Zuerst nur für 2 Monate eingestellt, bleibt er schließlich ein ganzes Jahr dort. Während dieser Zeit lernt er wichtige Tätigkeiten für seinen zukünftigen Beruf kennen. Im Jugendmagazin "Junior" erscheint seine erste Veröffentlichung: Eine Parodie auf die Fabel vom Raben und Fuchs. Zu diesem Zeitpunkt ist Albert Uderzo knapp 14 Jahre alt.
Ein weiterer Lehrmeister für Uderzo war der Zeichner Calvo, in den 40er Jahren ein sehr berühmter Zeichner, bei dessen Arbeit er über die Schulter schauen konnte. Uderzo nahm schließlich seinen ganzen Mut zusammen und zeigte ihm seine Zeichnungen. Calvo ermunterte ihn selbst Zeichner zu werden. Das Talent ist erkannt.
Der Ursprung der gallischen Geschichten in der Bretagne stammt von den guten Eindrücken, die Albert Uderzo 1942 bei seinem Bruder Bruno dort sammeln konnte. Er bezeichnet diese Tage dort im Rückblick als glückliche Tage und die Bretonen als fröhliche, zuvorkommende Menschen.
Nachdem Uderzo nach seiner Rückkehr nach Paris als Schreinergehilfe seines Vaters bei einem Geigenbauer arbeitete, folgten als nächste Stationen die letztendlich enttäuschende, weil eintönige Tätigkeit als Zwischenphasenzeichner bei einem Trickfilm und anschließend die Arbeit bei einem Verlag als Zeichner einer (erfolglosen) Musketiergeschichte, bevor er zuerst bei France-Soir mit seinem ersten selbst gezeichneten Titelhelden Clopinard zur Überraschung seines Vaters, der Comics bisher nur mit abschätzigem Blick betrachtete, gutes Honorar verdiente um dann ab 1946 im Auftrag der Comic-Zeitschrift O.K., einer der ersten Comic-Zeitschriften nach dem Krieg, wie er selbst im Sonderband "Uderzo - auf dem Weg zu Asterix" beschreibt, seinen eigentlichen Beruf als Comiczeichner zu beginnen.
1948 wird er für ein Jahr zum Militärdienst, in dem er auch seine zeichnerischen Talente nutzen konnte, eingezogen. Bei seiner anschließenden Tätigkeit Illustrator der Tagszeitung "France Dimanche" musste er Lokalnachrichten illustrieren. Während seiner Arbeit als zeichnender Reporter wird der Gründer der Brüssler Presseagentur "International Press" Yvan Cheron auf Albert Uderzo aufmerksam. Er bietet ihm einen Platz in seinem Team an und trifft dort zum ersten Mal den Texter Jean-Michel Charlier. Mit ihm zusammen produziert er die Serie "Belloy" und veröffentlicht sie 1951 in einer Beilage der Tageszeitung "La Walonie".
Auf die Chefs der belgischen Agentur muss Uderzo einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben, denn er arbeitet weiter im Cheron-Team – jetzt in seiner Heimat Paris und kündigt bei "France Dimanche". An einem Abend 1951 steht ein magerer junger Mann mit krausem Haar vor seiner Tür, der im Auftrag einer anderen Presseagentur eine Comic-Folge abholen soll: René Goscinny.
Schnell freundschaften sich die beiden an. Georges Troisfontaines bietet Albert Uderzo die feste Mitarbeit in seinem Studio an und letztendlich gibt René Goscinnys Anwesenheit den ausschlaggebenden Grund für den kreativen Umzug an die Champs-Elysées. Als Auftragsarbeiten produzieren sie gemeinsam die Serien "Jehan Pistolet" (Pitt Pistol) und "Luc Junior", eine Art französische Ausgabe von Tintin.
Die erste Figur, die sie sich gemeinsam selbst ausdenken und zeichnen, bekommt leider keine Chance auf eine Veröffentlichung. Die Idee den Indianer Oumpa-Pah mit dem modernen Amerika zu konfrontieren, interessiert niemanden. Während es beruflich weitestgehend sehr gut läuft, besucht er 1952 einen Kameraden aus seiner Militärzeit und trifft dort eine 20-jährige Frau, die er 1953 heiraten wird: Ada Milani, eine Tochter italienischer Einwanderer. Mit ihr bezieht er, der bisher bei seinen Eltern wohnte, seine erste eigene Wohnung. Am 24. Juli 1954 wird ihre Tochter Sylvie geboren.
1956 Zu Beginn des Jahres kommt es zum entscheidenden Umbruch. Die Zeichner von Worlde Press und International Press möchten ihren Berufsstand gewürdigt und anerkannt sehen und beraten in Brüssel und Paris über eine Art gewerkschaftliche Organisation. Derartige Bestrebungen wurden jedoch von den Geschäftsführern als geradezu hinterhältigen Komplott gewertet, Goscinny wurde als Rädelsführer angesehen und schließlich entlassen. Die Empörung darüber lässt Uderzo aus Solidarität kündigen. Mit Jean-Michel Charlier und Jean Hébrard, der bei World Press für die Werbung verantwortlich war, gründen Albert Uderzo und René Goscinny kurzerhand ihre eigene Agentur mit dem Ziel Comic-Hefte zu veröffentlichen und Jugendzeitschriften im Auftrag von Firmen zu realisieren. Der Zeichner Jean Le Moing stößt als Fünfter zur Presse- und Werbeagentur "Edipresse et Edifrance".
Für verschiedene Zeitschriften entwirft das Team unter anderem "Benjamin und Benjamine" und nachdem sie die Rechte ihres eigenen, früher unter Yvan Cheon produzierten Comics, Pistolet, zurückgekauft hatten, erschien neben der einzigen gemeinsam von Uderzo und Goscinny produzierten realistischen Serie des Reporters Bill Blanchart, Pistolet.
Nebenbei entwickelten sie zusammen mit Franquin, Morris und Peyo die Idee für eine Comic-Wochendbeilage für Zeitungen. Zwar musste das Projekt aufgegeben werden, doch zumindest die Nullnummer wurde gedruckt.
1958: Nachdem sich Goscinny und Uderzo niemals von dem Gedanken einer Veröffentlichung von Oumpah-Pah lösen konnten und nun mit der eigenen Agentur die Möglichkeit gekommen ist, erscheint die erste von fünf gegenüber den ersten Entwürfen modernisierten Episoden. Die belgischen Figuren Tintin und Spirou sind bei den Lesern Ende der 50er Jahre sehr beliebt. Noch hat die Comic-Welt keine Ahnung, dass das nächste Jahr der Beginn einer bis dahin beispiellosen Karriere sein wird.
In diesen Tagen kann die Stimmung bei Edipresse et Edifrance kaum besser sein. In diesem kreativen Chaos wird durch die Initiative von Francois Clauteaux, einem Werbeleiter von L’Oreal, dessen Sohn bei Radio Luxemburg eine populäre Sendung moderiert, die Zusammenarbeit an einer Zeitschrift vorgeschlagen - Edipresse soll seine redaktionellen Fähigkeiten einbringen und Radio Luxemburg als Werbeträger dienen. Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von zwei regionalen Tageszeitungen.
1959 entsteht das Konzept für eine Zeitschrift für die Jugendlichen: Pilote. Am 29. Oktober 1959 erscheint die erste Ausgabe und sie wird bei Radio Luxemburg entsprechend gewürdigt. Francois Clauteaux war für die ersten sechs Ausgaben der Chefredakteur und endlich konnten die Mitarbeiter um Uderzo und Goscinny ihre eigenen Ideen verwirklichen. Albert Uderzo war für die grafische Gesamtgestaltung der Zeitschrift zuständig. In der bewusst französisch ausgerichteten Zeitschrift wurden erstmals mit der ersten Nummer zwei neue Serien veröffentlich: Michel Tanguy von Jean-Michel Charlier und Uderzo und Astérix le Gaulois mit René Goscinny. Bis 1966 gestaltet Uderzo acht Bände der Flieger-Serie mit den Offizieren Tanguy und Laverdure, dann beschließt er nur noch an Asterix zu arbeiten.
Asterix ist eigentlich aus der Not geboren, denn zuerst planten Goscinny und Uderzo eine Serie mit Reineke Fuchs im Mittelpunkt. Jedoch drei Monate vor dem Erscheinen der Pilote-Erstausgabe erfuhren sie, dass ihnen jemand mit der gleichen Idee zuvorgekommen war. Unter Zeitdruck musste nun eine Idee gefunden werden, als Antwort auf amerikanische Themen sollte es einen französischen Ursprung haben. Also durchforsteten sie an diesen heißen Sommertagen im Jahr 1959 die großen Zeitabschnitte der französischen Geschichte. Bei den Galliern stoppten sie. Da der einzige Gallier, der ihnen einfiel der gallische Häuptling Vercingetorix war, sollten die neu geschaffenen Figuren ebenso auf –ix enden.
Die Hauptfigur sollte mit A beginnen, um bei allen alphabetischen Aufstellungen immer ganz oben zu stehen. Also entschieden sie sich für "Asterix". Als Gegenspieler boten sich natürlich die Römer an und die Entscheidung, die Geschichte auf den Kopf zu stellen – nämlich die Niederlage der Gallier gegen die römischen Besatzer – bildete die Basis eines einzigartigen Erfolges und werden Millionen von Lesern zum Lachen bringen.
In den Jahren 1959 bis 1961 erscheinen die Geschichten der unbeugsamen Gallier ausschließlich als Fortsetzungsgeschichte in Pilote. Als sich 1960 die beiden Teilhaber Courtaud und Ribière aus Pilote zurückziehen, scheint das Ende der Zeitschrift, und damit auch Asterix’ Ende, gekommen. Die Finanzierung ist gefährdet und drei Wochen lang erscheint Pilote nicht. Als die Zeitschrift zum Verkauf steht, greift der Herausgeber von Tintin in Frankreich, Georges Dargaud, zu. Albert Uderzo entscheidet sich für die Selbstständigkeit, scheidet aus Pilote aus und zeichnet auf Honorarbasis für Pilote weiter.
1961 bringt Dargaud das erste Asterix-Album heraus: Astérix le Gaulois erscheint mit einer Druckauflage von 15.000 Exemplaren, verkaufte Auflage: 6000. Mit zunehmender Bekanntheit stieg die verkaufte Auflage bis auf 300.000 Exemplare von "Tour de Gaule d’Astérix". Als 1966 "Astérix chez les Bretons&xnbsp;» erscheint, ist die Erstauflage von 600.000 Exemplaren nach einer Woche bereits ausverkauft.
Ein Jahr später, die Auflage übersteigt zum ersten Mal die Millionengrenze und der Erfolg der Reihe macht sich nun auch finanziell bemerkbar, zieht Uderzo mit seiner Frau Ada und der Tochter Sylvie in eine Eigentumswohnung, zwei Jahre später erwirbt er ein Grundstück etwa 60 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt. Als Gemeinderat versucht er sich auch außerhalb des Verlags zu engagieren. Im gleichen Jahr erhält er den Titel "Chevalier des Art et des Lettres" und kurze Zeit danach wird ihm der Orden "Ordre national du Mérite" verliehen. Er kann Fahrzeuge sein Eigen nennen, von denen andere nur träumen können. Hier beginnt seine Sammelleidenschaft für Ferrari zu entflammen.
1967 beginnen die Belvision-Studios nach einer Anregung des Verlegers Dargaud mit den Arbeiten am ersten Asterix-Zeichentrickfilm. Goscinny und Uderzo, die nichts von dieser Produktion erfahren, reagieren zurückhaltend, als sie den fertigen Film, der das erste Abenteuer "Asterix der Gallier" Bild für Bild auf die Leinwand bringt, zum ersten Mal in einer Privatvorführung sehen. Sie waren zwar von der Qualität und der Umsetzung nicht überzeugt, stimmten der Veröffentlichung auf der großen Leinwand zu und sahen in diesem ersten Film einen Test, ob der bewegte Asterix auch beim Publikum ankommen würde. Überraschender Weise kommt der Film in Frankreich und später auch im Ausland, besonders in Deutschland, sehr gut an.
1968 - als sie erfahren, dass Belvision bereits an der nächsten Adaption von "Die goldene Sichel" arbeitet, stoppen sie die Produktion und realisieren mit dem gleichen Studio stattdessen mit einem zur gedruckten Vorlage umgeschriebenen Drehbuch den Film "Asterix und Kleopatra", der 1968 in die Kinos kommt.
René Goscinny und Albert Uderzo (Egmont Ehapa Verlag 2017)
Logo Studio Idefix
Erstmals bereiteten sie für den nächsten Film eine neue Idee auf und nahmen kein Abenteuer zum Vorbild. "Asterix erobert Rom" entsteht nach der Vorlage der 12 Abenteuer des Herkules. Nach Astérix wird in den "Studios Idéfix" Lucky Luke produziert, weitere Aufträge bleiben jedoch aus. Schließlich ist die Auslastung nicht ausreichend und die Schließung des Studios 1978 ist letztendlich nicht zu umgehen.
1977 - ein Jahr zuvor, genauer am 5. November 1977, dann der große Schock: René Goscinny stirbt während eines ärztlichen Belastungstests völlig überraschend im Alter von 51 Jahren und hinterlässt eine schmerzliche Lücke bei Albert Uderzo nach 26 Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit.
Zu diesem Zeitpunkt ist das 24. Abenteuer, "Asterix bei den Belgiern", gerade in Arbeit. Die Beziehungen zum Verlag und Georges Dargaud waren nicht die besten und gemeinsam hatten Goscinny und Uderzo schon überlegt, einen eigenen Verlag zu gründen. Nachdem sein langjähriger Freund gestorben ist, verlässt Albert Uderzo der Mut, das Abenteuer zu beenden – eine ganze Welt ist zusammengestürzt. Der Verlag zwingt ihn jedoch gerichtlich, unter Androhung von Strafe, weiterzumachen. Uderzo fügt sich und geht in Berufung, das Gericht gibt ihm recht – doch der Band wurde bereits veröffentlicht.
Mit Goscinny scheint auch Asterix gestorben zu sein. Viele Leser ermutigen Uderzo sein Geschöpf und dessen gallische Welt nicht sterben zu lassen. Trotz der immensen Trauer hatte Uderzo nie die Absicht seine Arbeit aufzugeben und die Zuschriften lassen ihn zur Einsicht kommen, dass Asterix weiterleben muss. Nicht zuletzt um das Andenken an René Goscinny wach zu halten. Doch wo soll er einen solch begabten Texter und Autoren finden? Womöglich würde er den Charakter verändern, der bisher ausschließlich von Uderzo und Goscinny geprägt wurde – das sollte nicht in Frage kommen. Nicht zuletzt deshalb beschließt Uderzo auch, dass Asterix nach seinem Tode nicht weitergeführt werden soll.
Die Alternative, die zugesandten Ideen von Lesern zu realisieren, kam nicht in Betracht. Schließlich nahm Uderzo die Herausforderung an, erinnerte sich an seine eigene Zeit als Autor, als er Texte schrieb und entschied, alleine weiterzumachen. Aus der Gemeinschaftsproduktion wird ein Produkt Uderzos, mit Hilfe von Gilberte, der Witwe von René Goscinny und Christian Philippsen gründet er einen eigenen Verlag: Les Édition Albert René.
1979 zieht der Verlag in die Avenue Charles de Gaulle in Neuilly-sur-Seine und ist für die gesamte kommerzielle Verwertung und die Veröffentlichung der nachfolgenden Bände verantwortlich. Dargaud behält die Rechte an den 24 bereits veröffentlichten Abenteuern und den drei produzierten Filmen. Als "Der große Graben" am 12. Juni 1980 auf den Markt kommt, steht das erste Solo-Album natürlich unter ganz besonderer Beachtung der Kritiker und Leser. Innerhalb der ersten Monate werden in Frankreich über zwei Millionen Exemplare verkauft und es zeigt sich, dass der kommerzielle Erfolg der Serie weiter Bestand hat.
Zwei abendfüllende Zeichentrickfilme, die Vorbereitungen für einen Asterix-Park bei Paris und der Wunsch der Leser nach neuen Abenteuern halten Uderzo in Atem. Auch die kommerzielle Vermarktung des weltbekannten Galliers kommt in Schwung - Asterix' Vater gerät zunehmend unter Zugzwang und manches Mal wird die Arbeit, die sein Lebenswerk ist, zur Qual und einer Belastung.
Albert Uderzo am Zeichenbrett (Egmont Ehapa Verlag 2017)
Nachdem bis Anfang der achtziger Jahre in fast jedem Jahr ein neues Abenteuer erscheint, werden ab "Der Sohn des Asterix", für den Uderzo mit dem "Prix du Génie" ausgezeichnet wird, die Zeiträume, in denen ein neuer Asterix-Band erscheint, länger. Das eigene florierende Unternehmen und natürlich auch die Mitarbeiter verlangen seine Aufmerksamkeit. In den Zeiträumen zwischen den Abenteuern werden die Fans mit Zeichentrickfilmen bei Laune gehalten. Gleichzeitig zu einem umfangreichen Marketing erscheint 1989 mit "Operation Hinkelstein" der sechste Zeichentrickfilm. Im gleichen Jahr wird Albert Uderzo mit dem Orden "Ritter der Ehrenlegion Frankreichs" ausgezeichnet.
Albert Uderzo zeichnet auf der
Frankfurter Buchmesse 2005
(von: Christian Köhn)
2001 erscheint das 31. Asterix-Album "Asterix und Latraviata" und Albert Uderzo gibt in einem Interview zu, dass er seine Fans auf eine harte Geduldsprobe stellt. "Früher konnten wir uns die Arbeit eben teilen, René und ich. Ob es darum ging, Interviews zu geben, die Qualität von Asterix Produkten zu begutachten oder aber eine Zeichentrickfilm-Produktion zu überwachen, immer waren wir zu zweit und konnten einteilen, wer was erledigt. Heute bin ich für alles der alleinige Ansprechpartner und Chef des 'kleinsten multinationalen Unternehmens der Welt'. Bevor jedoch die Qualität eines Asterix-Albums darunter leidet, ist es mir lieber, die Erscheinungstermine etwas hinauszuzögern". "Aber", fügte er hinzu, "es ist noch nicht aller Tage Abend. Ich mache weiter, solange es Teutates und meinen Lesern gefällt."
Am 12. Juni 2004 wurde Uderzo auf dem 11. Internationalen Comic-Salon Erlangen der Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk verliehen.
Zwar hätte sich Albert Uderzo nach den finanziellen Gewinnen, die die Marke Asterix abwirft, schon längst zur Ruhe setzen können, doch so lange es ihm möglich ist und so lange man die Geschichten lesen möchte, wird seine Leidenschaft immer wieder auf's Neue entflammt werden. Nachdem Uderzo lange Jahre publizierte, dass die Asterix-Serie nach seinem Tod nicht mehr fortgeführt werden sollte, hat er sich inzwischen anders entschieden.
Die Éditions Albert René gehen im April 2011 über in den Besitz von Hachette Livre. Nach 70 Jahren des Zeichnens entschließt sich Albert Uderzo, die Stifte aus der Hand zu legen. "Er braucht auch ein bisschen Erholung", erklärt er. Bis zum Jahr 2012 ist Asterix in weit über 110 Sprachen und Dialekte übersetzt worden und erfreut sich einer breiten Leserschaft. Mehr als 370 Millionen Asterix-Bände sind weltweit verkauft worden, dazu kommen, bis 2015, dreizehn Filme. Mal als Zeichentrick, mal mit Schauspielern wie Gérard Depardieu als Obelix, zuletzt als Computeranimation.
2013: Mit dem Erscheinen des 35. Asterix-Bandes im Jahr 2013 übernahmen mit Didier Conrad und Jean-Yves Ferri zwei neue Gesichter die Aufgabe Asterix fortzuführen. Mit "Asterix bei den Pikten" und den dem nachfolgenden Abenteuern werden nach mehr als 50 Jahren zum ersten Mal Geschichten erzählt, die weder aus der Feder von Goscinny oder Uderzo stammen. Der 2009 erschienene Band "Asterix und Obelix feiern Geburtstag" bleibt deshalb das letzte Werk aus den Händen von Albert Uderzo.
Der Grandseigneur des Comics könnte sich natürlich jeder Zeit komplett zur Ruhe setzen und sich mit seinen Werken in eine stille Kammer zurückziehen, aber er mischt auch mit seinen 90 Jahren bei den neuen Abenteuern von Asterix immer wieder mal mit. Von seinem Tatendrang geht nichts verloren: "Ich möchte weitermachen, solange es mir möglich ist und solange man meine Geschichten lesen will. Im Grunde habe ich immer davon geträumt, das zu machen, was ich jetzt mache - ich bin ein Clown, der zeichnen kann. Und ich träume noch immer."
2020, Albert Uderzo stirbt am 24. März im Alter von 92 Jahren in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort von Paris, während des Schlafs an einem Herzinfakt.