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Asterix und Obelix feiern Geburtstag - das Goldene Buch - Band XXXIV
Egmont Ehapa Verlag
Erstauflage des Buches "L’anniversaire d’Astérix et Obélix - Le Livre d’or" 2009 bei Les Editions Albert René als Band 34 der Reihe. Deutsche Erstauflage des Buches am 22. Oktober 2009 in einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren mit Übersetzung aus dem Französischen von Klaus Jöken bei Ehapa. Die Abbildung rechts oben zeigt die Hardcover-Version späterer Auflagen.
Das Titelbild der Hardcover-Variante (Bild Mitte) unterschied sich bei den ersten Auflagen von dem der Softcover-Variante (Bild ganz unten). Neben der weißen Abgrenzung am oberen Heftrand und einem anderen Logo, die SC-Variante wird vom Egmont Ehapa Verlag präsentiert, während das Hardcover-Album in der Ehapa Comic Collection erscheint, fehlt bei der Softcover-Version auch der Untertitel "Das goldene Buch".
Auf 56 Seiten präsentieren verschiedene Charaktere aus der Asterix-Serie ihre Ideen den besonderen Ehrentag von Asterix und Obelix zu feiern. Zum Anlass des 50. Geburtstag der beiden Freunde lädt Majestix viele Mitstreiter aus 33 Abenteuern ein, den Tag mit einem besonderen und persönlichen Geschenk zu feiern. Unter anderem stellt Frau Methusalix ihre Vorschläge für eine neue Garderobe für Obelix vor, Epidemais präsentiert den "Keuchhustus-Reiseführer" zu den Reisen von Asterix und Obelix und Troubadix seine neuen Silberscheiben. Natürlich darf auch der Vater der Gallier, Albert Uderzo, nicht fehlen, der in zeichnerischen Gedanken auslebt wie es sein könnte, wenn Asterix und Obelix und die anderen Dorfbewohner tatsächlich 50 Jahre älter werden würden.
56 Seiten, € 10 ISBN: 978-3-7704-3338-4
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Comedix' Meinung:
Psychologie ist ein interessantes Feld. Dazu fallen mir einige Stichwörter ein, unter anderem auch das Thema der Anspruchs- bzw. Erwartungshaltung. Wer diese Haltung einnimmt, erwartet etwas von anderen. Eine normale Erwartungshaltung ist nichts Besonderes. Sie kann sich aber leicht ins Ungerechtfertigte steigern. Dann ist sie nicht mehr normal. In diesem Zusammenhang: Was erwartet der Asterix-Leser eigentlich von Albert Uderzo? Die Einen werden sagen, dass sie nicht mehr viel von ihm erwarten und verweisen dabei auf die letzten Geschichten, insbesondere auf die Bände "Gallien in Gefahr" und "Asterix und Latraviata". Sie möchten keine neuen Erzählungen mehr, sondern Asterix in Würde sterben sehen. Die Anderen dagegen erwarten, dass Asterix und Obelix und die anderen Protagonisten aus dem kleinen gallischen Widerstandsnest nach einer Zeit des langen Wartens Kurzweil verbreiten. Und sie freuen sich auf neue Zeichnungen.
Beide Zielgruppen kann ich beruhigen. Weder wird im 34. Album "Asterix und Obelix feiern Geburtstag" eine neue Geschichte mit einer durchgängigen Handlung erzählt, noch sind die Zeichnungen langweilig oder gar undetailliert großflächig. Im neuen Band bildet der Geburtstag der beiden Gallier eine Rahmenhandlung, in die kleine Geschichten, die als Geburtstagsüberraschungen der unterschiedlichsten Gäste angelegt sind, eingebettet sind. Albert Uderzo interpretiert zeichnerisch die Ideen der Gäste, was ihm die vielfältige Möglichkeit bietet, Gedankengänge wie ein Asterix-Museum mit wunderschönen Interpretationen alter Meister, einen Reiseführer oder einen Erlebnispark aus der Feder von Quadratus ins rechte Bild setzen zu können. Einen überraschenden Höhepunkt setzt er dabei gleich an den Anfang des Albums: Wie wäre es, wenn die Dorfbewohner tatsächlich mit dem Autor 50 Jahre gealtert wären? Wie sähe die Welt der Gallier im Jahr 1 unserer Zeitrechnung aus? Da begegnen uns weißhaarige, zahnlose und taube Helden einer vergangenen Zeit. Auch am Dorf hat sichtlich der Zahn der Zeit genagt. Wie zum Trotz befreien sich die Gallier aus diesem realen Albtraum, als sie Albert Uderzo, der sich den Spaß nicht nehmen lässt in dieser Sequenz selbst im Dorf aufzutauchen, die einzig richtige Antwort geben - nämlich einen kräftigen Kinnhaken.
Adaption von "Die Freiheit führt das Volk" (La Liberté guidant le peuple) von Eugène Delacroix
Asterix und Obelix feiern Geburtstag, Seite 43
Nicht so ganz erschließt sich, warum auch Gäste im gallischen Dorf dabei sind, die nicht gerade gut auf die Gallier zu sprechen sein müssten. Beispielsweise dürften Bossix und der Seher Lügfix sicherlich alles andere als geladene Gäste einer Geburtstagsparty der Gallier sein. Auch die relativ neuzeitlichen Anspielungen auf den Kinofilm "Titanic" und die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" mögen hier etwas befremdlich sein. Doch Asterix-Abenteuer waren in den vergangenen 50 Jahren schon immer gespickt mit zeitgenössischen Anspielungen, da mag man die Castingsshows nun mögen oder nicht. Oder wie war das mit dem Michelin-Männchen aus "Asterix bei den Schweizern" oder dem Album "Die Trabantenstadt" aus dem Jahr 1971, das gerade zu dem Zeitpunkt entstand, als zu Beginn der 70er Jahre außerhalb der Großstädte nach modernen städtebaulichen, verkehrstechnischen und soziologischen Erfordernissen Nebenstädte aus den Böden schossen?
Doch schon alleine wegen den ganz besonders schönen Adaptionen berühmter Meisterwerke in der zweiten Hälfte des Albums, einer Sequenz, in der der Seher Lügfix in die Zukunft orakelt und die Gallier als Besucher in einem Asterix-und-Obelix-Museum sieht, lohnt sich der Kauf des Heftes. Da ist beispielsweise Obelix als Statue in der Rolle des Denkers von Rodin zu sehen. Oder das berühmte Gemälde "Die Freiheit führt das Volk" von Eugène Delacroix, doch diesmal mit den Dorfbewohnern als Sieger über die römischen Besatzer und Gutemine als Marianne (siehe Bild). Ganz wunderbar des im Angesicht der Gallier zum Schrei erstarrten Piraten Baba, ganz im Stile von Edvard Munchs Gemälde "Der Schrei". Ebenso vertreten der französische Maler Gustave Courbet, dessen Gemälde "Le Désespéré", einem Selbstportrait, worauf er mit Gesicht und Geste von heftigem Erschrecken gezeichnet ist - diesmal mit dem Gesicht von Grautvornix. Und schließlich das berühmte Bild "Vertumnus" des italienischen Malers Giuseppe Arcimboldo, in dem man zuerst eine Ansammlung von präzis und delikat gemalten Blumen, von Feld- und Gartenfrüchten aus allen Jahreszeiten sieht, die sich schließlich zu einem Porträt zusammenfügen. Albert Uderzo macht daraus ein Bildnis von Asterix, dessen Darstellung aus verschiedenen Elementen der Asterix-Abenteuer, unter anderem Obelisken, Säulen, Sicheln und seiner Trinkflasche als Nase, entsteht.
Ich hatte keine besondere Erwartungshaltung. Weder an die Einhaltung eiserner "Asterix-Gesetze" noch an die Einbeziehung eines einheitlichen Kanons, der ohnehin nur in den Köpfen der Leser entsteht. Aus diesem Grund freue ich mich über diesen besonderen Band - oder sollte ich sagen Sonderband? Ich bin geradezu erleichtert, dass es kein neuerlicher Versuch geworden ist eine Geschichte zu erzählen, sondern das, was Albert Uderzo am besten beherrscht: Seine Ideen in Form von Zeichnungen zu Papier bringen zu dürfen. Schon dafür lohnt sich der Gang zur Buchhandlung.