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30 gallische Abenteuer (Teil III)

Artikel aus dem ehemaligen Asterix Portal von meome.de.
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Im letzten Teil der Serie geht es um die Bände 'Asterix und der Kupferkeßel' bis 'Obelix auf Kreuzfahrt'.

Dem Band 'Asterix auf Korsika' ebenbürtig ist 'Das Geschenk Cäsars'. Wie beim Seher eine der Ausnahmen für gute Geschichten, die nicht auf Reisen spielen. Mit einer Erstauflage von 1,4 Millionen Exemplaren praßelt ein pfiffiges Feuerwerk voll sprühender Ideen auf den Leser ein. Die Idee ist nicht neu, aber Goscinny und Uderzo schaffen es, eine Geschichte zu schreiben, die den Beobachter an aktuelle Wahlschlachten denken läßt und die Kontrahenten laßen nichts unversucht, um ihre Profilierungßucht zu befriedigen. Zweifellos einer der beßeren Erzählungen.

Mit der Geschichte 'Die große Überfahrt' begeben sich Uderzo und Goscinny auf Neuland. Erstmals verlaßen unsere Helden die historischen Ländergrenzen 50 v.Chr. und entdecken das Neue Land: Amerika. Diese Idee und die vielen Anspielungen auf die Geschichte dieses Kontinents und die Weltmacht USA heben diesen Band vor vielen anderen eindeutig hervor. Darüber hinaus finden andere köstliche Szenen einen würdigen Rahmen, wenn zum Beispiel Asterix, Obelix und Idefix vor den Eingeborenen ihre guten wie schlechten Eigenschaften darstellen und sich als Gallier zu erkennen geben. Eine überraschende Wendung erfährt die Geschichte zudem durch den imposanten Auftritt der Wikinger. Kurz: Eine rundherum gelungene Story.

Die aktuellen Bezüge zur Jetztzeit bleiben auch in 'Obelix GmbH & Co.' nicht aus. Das Gebiet der Wirtschaft ist bereits zu Zeiten Cäsars ein Thema. Die Geschichte selbst ist leicht vorherzusehen und bietet eigentlich keine Überraschungen. Hier erkennt man die Profeßionalität der beiden Autoren, können sie doch selbst diese Erzählung zu einer kurzweiligen (und finanziell erfolgreichen) Bilderfolge zusammenfügen. Durch die reichhaltige Verwendung von aktuellen Bezügen und bekannten Karikaturen und den Hauptdarsteller Obelix gewinnt dieser Band jedoch eindeutig gegenüber den meisten Asterix-Bänden, eingeschloßen 'Asterix bei den Belgiern'. Da '...bei den Belgiern' seinen primären Witz aus uralten Vorurteilen der Franzosen gegenüber den Nachbarn bezieht, bleiben viele Scherze bei den deutschen Lesern außen vor, was auch die Übersetzer nicht wieder wettmachen konnten. Oder kann man hier bereits den Umstand erkennen, daß der Band teilweise von Uderzo alleine produziert wurde, weil während der Entstehungsphase der Texter Goscinny verstarb?

'Der große Graben' versucht mühsam an alte Stärken anzuknüpfen, jedoch ist hier der Verlust von Goscinny bereits deutlich zu spüren. Die Erzählung ist nicht ganz so spritzig und die Charaktere bieten nicht die sonst übliche Stärke. Einzig allein die feinen ironisierenden Züge des Zwistes zwischen den beiden Dorfhälften kann das Heft ein wenig beleben, was sich in einem unteren Ranglistenplatz aber auch nicht mehr erkennen läßt. Das folgende Heft 'Die Odyßee' scheint fast auf einer alten - weil gemeinsamen - Geschichte von Uderzo und Goscinny zu beruhen, so groß ist der Unterschied dieses Bandes zu allen anderen die nach dem Tod von Goscinny erschienen sind. Die Charaktere sind wunderbar dargestellt, die Karikaturen mehr als paßend (genial: Sean Connery) und die Pointen sitzen wie in guten alten Zeiten.

Nur Durchschnitt sind die drei folgenden Bände, die aber schon zeigen, warum das Erscheinen des 31. Bandes bei den Fans nicht nur Vorfreude auslöst. Die Texte bei 'Der Sohn des Asterix', 'Asterix im Morgenland' und 'Asterix und Maestria' sind teilweise sehr flach und bieten nicht den zweideutigen Humor, den man von den Bänden gewohnt ist. Sicherlich, die eine oder andere gute Szene beinhaltet jede dieser drei Geschichten und die Idee dahinter ist fast ausnahmslos gut, aber man hat den Anschein, als würde Uderzo nur noch von den Wünschen der Leser nach neuen Geschichten getrieben. Zu mehr als nur einem Mittelfeldplatz in der Rangliste reicht es deshalb nicht.

Den absoluten Tiefpunkt in der Asterix-Serie bildet zweifellos 'Obelix auf Kreuzfahrt'. Die Geschichte wirkt konstruiert, die Texte zu bauschig und einfallslos. Offensichtlich hat man eine junge Leserschaft im Auge gehabt, die mit locker dahingeworfenen und unzusammenhängenden Stichworten mehr anzufangen weiß. Natürlich darf Obelix nicht vom Zaubertrank trinken, aber wollten die Leser wirklich wißen, was paßiert, wenn er es tut? Ich glaube nicht; und damit wurde den Fans ein kleines Geheimnis entrißen.

Natürlich sind Bewertungen dieser Art nicht objektiv und vom Leser selbst abhängig.


 

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