30 gallische Abenteuer (Teil II)
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Diesmal: `Asterix und der Kupferkeßel' bis `Asterix auf Korsika'.
'Asterix und der Kupferkeßel' erinnert im Schema an ein Theaterstück, das durch verschiedene Akte und Szenen gegliedert ist. Da wären die Einführung, die anschließende Steigerung, der Höhepunkt des Konflikts in Form der völligen Entmutigung der Helden in Condate. Dann der Umschwung in eine nicht vorhersehbare Richtung und abschließend das Ende der Geschichte. Durch diese lineare Erzählung ergibt sich unter dem Strich ein Platz im vorderen Mittelfeld, knapp hinter dem 1973 in Deutschland erschienen 'Asterix in Spanien', wo unter dem Deckmantel neuzeitliche Phänomene - vom Wohnwagen-Tourismus über die Fiesta bis hin zum Flamenco und Stierkampf - parodiert und bisweilen leise kritisiert werden. Zusätzlich mit der Figur des Don Quichotte erleben wir mit den neuzeitlichen Bezügen und den Karikaturen zwei Kriterien, die bis heute jung und alt begeistern.
Nach den wirklich sehr guten Bänden 10 bis 14, kann auch die gute Idee von 'Streit um Asterix' nicht verhindern, daß dieses Abenteuer wieder ein wenig hinter den hohen Maßstab der letzten Hefte zurück fällt. Pointiert leuchtet Goscinny die einzelnen Charaktere der gallischen Dorfgemeinschaft aus und legt dabei nur allzu menschliche Wesenszüge frei. Da gelangen Großmäuler ebenso zur Darstellung wie Angeber und Neunmalkluge. Diese detailreiche Geschichte hebt die Story dann doch aus dem Mittelmaß.
'Asterix bei den Schweizern' ist auch eines der oft genannten Lieblingshefte. Das liegt sicher auch daran, daß die beiden Autoren die Lebensgewohnheiten und Örtlichkeiten direkt vor Ort studierten. Diese Sorgfalt spiegelt sich dann sowohl im Text als auch in der zeichnerischen Darstellung wider. Schwarzer Humor, deßen Fan ich bin, wird hier nicht ausgespart. Da glorifiziert ein Arzt die Sterblichkeitsziffer im Valetudinarium, Apollo und seine Götterkollegen werden verleumdet, das Eßoguck zum Rasthaus mit Unfall-Zugabe deklariert, die Fondue-Orgie, an der auch ein beinamputierter Veteran auf Rädern teilnimmt und ein Infanterist der 'Toter Mann' mimt, das alles entspricht nicht ganz dem Bild der harmonischen Schweiz, dem Paradies voller guter Luft und mit hohen Bergen, die Obelix vergeblich sucht.
Die beiden nächsten Bände, 'Die Trabantenstadt' und 'Die Lorbeeren des Cäsar' gehören wieder in die Kategorie 'Gelungen', was gleichbedeutend einen Platz in der vorderen Hälfte der Rangliste bedeutet. Beide Geschichten sind sehr präzise geschrieben, die Charaktere wieder in allen bekannten Facetten dargestellt. Einmal mehr können die Gallier dem Lauf der Geschichte paroli bieten, sie widerstehen dem Versuch Cäsars, das gallische Dorf einzuverleiben ebenso, wie sie es schaffen, die folgenschwere Wette für ihren Dorfchef zu gewinnen. Der folgende Band 'Der Seher' schafft es auch spielend, einen vorderen Platz zu ergattern. Die Handlung ist rund um das Dorf geschrieben und damit eine der erwähnten Ausnahmen von der Regel, daß meist die Bände beßer sind, in welchen die Gallier sich auf Reisen begeben. In Abwesenheit des Druiden erweist sich Asterix als Einzelkämpfer gegen die Gutgläubigkeit der Dorfbewohner, die nur zu leicht in die fein gesponnenen Netze eines Scharlatans geraten. Angereichtert ist die sorgfältig gezeichnete Story um herrliche Gags. Da ist zum Beispiel Majestix, der sich aus seinem Schild trockenen Fußes auf das Boot tragen läßt, barfuß wohlgemerkt. Oder Obelix, der in Erwartung einer besonderen Spezialität des Druiden am Keßel schnuppert.
Noch eine weitere qualitative Verbeßerung ist der Band 'Asterix auf Korsika'. Wieder werden gekonnt nationale Begebenheiten auf die Schippe genommen. Mit dem Eintreffen von Verratnix, Schönfix, Teefax und all den anderen werden Erinnerungen an frühere Bände geweckt. Vom Lager Babaorum aus nimmt dann die Geschichte um Osolemirnix seinen höchst kurzweiligen Lauf. Mehr als einmal gelingt Uderzo die Darstellung der so stolzen wie schnell beleidigten Korsen.