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Asterix in Italien - Band XXXVII

Egmont Ehapa Media Verlag

Durchschnittliche Bewertung:
gut (2.9)
Anzahl der Bewertungen: 929

Asterix in ItalienAm 19. Oktober 2017 erschien das 37. Asterix-Abenteuer "Asterix et la Transitalique" und das dritte Werk des Autorenduos Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) in einer Auflage von 1,4 Millionen Exemplaren (Softcover) und 350.000 Exemplare mit festem Einband bei Egmont Ehapa Media, ins Deutsche übersetzt von Klaus Jöken. Die europaweite Gesamtauflage beträgt 5 Millionen Exemplare.

Anlässlich der Internationalen Kinderbuchmesse in Bologna präsentierten die Autoren am 5. April 2017 den Titel des neuen Bandes. Passend zum Ort der Präsentation wird "Asterix in Italien" Asterix und Obelix auf einer Reise durch das antike Italien begleiten. Zwar waren unsere beiden Gallier schon in Italien und besuchten Rom, doch Didier Conrad und Jean-Yves Ferri erklärten, dass sich das Land nicht alleine auf Cäsar, Rom und das Kolloseum reduzieren ließe. Ein wenig ist es auch eine Reminiszenz auf die Herkunft von Albert Uderzo, dessen Familie aus Venetien stammt.

Um das Ansehen Roms und den Zusammenhalt der Völker der italienischen Halbinsel zu stärken, lässt Julius Cäsar ein Wagenrennen ausrichten. Das Rennen, zu dem alle Völker der alten Welt aufgerufen sind, soll die erstklassige Qualität der römischen Straßen zur Geltung bringen. Den Veranstaltern dieses Sportereignisses stellt Cäsar eine klare Bedingung: Das römische Gespann mit dem Champion Caligarius und seinem Gefährten Bleifus MUSS als erstes ins Ziel einlaufen und siegen! Es sieht so aus, als seien Sport, Politik und Unterhaltung schon damals eng miteinander verwoben gewesen ... Dumm nur, dass Cäsar nicht damit gerechnet hat, dass sich auch unsere beiden gallischen Helden zu dem Rennen anmelden und damit Cäsars Träume von Macht und Ruhm gefährden ...

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Comedix' Meinung

Asterix und Obelix sind in Italien angekommen. Schon wieder? Ja, sie waren schon in Rom, aber es ist schon verwunderlich, dass das Land mit den vielfältigen Regionen und den unterschiedlichen Charakteren, die ihre Unterschiede im 14. und 15. Jahrhundert entwickelten, bisher noch in keinem Abenteuer ausführlich gewürdigt wurde.

Diese Lücke haben Jean-Yves Ferri und Didier Conrad mit dem 37. Abenteuer geschlossen. Der Titel "Asterix in Italien" nährte die Hoffnung, dass die Gallier zu ihrem Ursprung zurück gefunden haben könnten. Nämlich zu dem gleichzeitig bodenständigen als auch doppeldeutigen Humor, der den Asterix der Goscinny-Ära im kollektiven Gedächtnis quasi fest eingebrannt zu haben scheint und auf dessen Wiederentdeckung die Traditionalisten alle zwei Jahre sehnsüchtig warten.

Gleichzeitig darf man die neuen Geschichten niemals an der Arbeit von René Goscinny und Albert Uderzo aus deren bester Schaffensphase messen. Eine Warnung, die sich bei jedem Erscheinen eines neuen Bandes ebenso wiederholt. Die Abenteuer der 1970er Jahre haben das Asterix-Bild geprägt und Neuauflagen haben es schwierig bei den hartgesottenen Fans, die im Jahre von René Goscinnys Ableben schon mindestens in der Grundschule waren.

"Asterix in Italien" gerät genau wegen dieses Zwiespalts unter die Räder. Alles ist wie erwartet: Die Zeichnungen sind hübsch anzusehen, das Karikaturen-Rätselraten hat unmittelbar nach dem Erscheinen begonnen und alle bekannten Charaktere haben ihren wohlverdienten Auftritt. Auch Obelix, der hier mal selbstbewusst die Zügel in der Hand halten darf, ist ebenso naiv wie impulsiv - eben so wie man ihn kennt.

Was dem Abenteuer nach den ersten Lesungen fehlt, ist das Herzblut einer durchdachten Geschichte. Niemand muss gerettet, kein wichtiges Utensil gefunden oder kein böses Ende abgewendet werden. Deshalb liebe ich zum Beispiel die Geschichte um den Kupferkessel. Die Geschichte ist konzipiert wie ein Theaterstück. Mit der Tragik zu Beginn, der zwischenzeitlichen Verzweiflung der Helden und dem krönenden Abschluss.

"Asterix in Italien" gerät zu einer Aneinanderreihung von Gags und Kuriositäten. Nebenbei bleiben ursprünglich ausgearbeitete Charaktere auf der Strecke. Methusalix war mal der ehrwürdige Dorfälteste, inzwischen ist er nur noch eine Witzfigur. Es scheint, als würde das Drehbuch des Abenteuers ohne die üblichen Muster nicht funktionieren, dabei würde genau das den Unterschied ausmachen. 48 Seiten sind nun wirklich kein Umfang, der viel Leerlauf erlaubt und trotzdem bekommt der fragwürdige Auftritt der Karikatur von Silvio Berlusconi eine halbe Seite spendiert. Dass auch ein Wettlauf mehr Dramatik und Feinheiten erlaubt, macht schon der Blick in das Album "Tour de France" schnell klar.

Um es nochmal klarzustellen: Ich möchte René Goscinny keinesfalls mit Jean-Yves Ferri vergleichen. Aber ich würde mir nach den zwischenzeitlichen Erfahrungen von zuletzt zwei Alben eine Geschichte wünschen, die mehr Tiefe hat. Die auch ohne plakative Gags und Karikaturen funktionieren würde. Wenn man dann die Eigenheiten eines Asterix-Abenteuers ergänzt, würde sicher mehr Eindruck bleiben. Mehr als nur einen Comic, den man liest, weil man ihn alle zwei Jahre eben kauft.

Sicher, das Rennen in Italien ist immer noch gehobene Kunst und weit von einem No-Name-Produkt entfernt. "Asterix in Italien" ist kein Reinfall, jedoch auch kein besonders herausragendes Werk. "Asterix bei den Pikten" war als Neubeginn gut, "Der Papyrus des Cäsar" noch besser. Aber die aktuell vorliegende Geschichte hat keine Seele und ist für mich keine Weiterentwicklung. Vielleicht stoße ich noch beim mehrmaligen Lesen auf Feinheiten, aber wenn, dann gehen sie auf das Konto von Klaus Jöken, dem Übersetzer der Geschichte ins Deutsche. Das ist die einzige Schatztruhe, die ich gerne hebe, indem ich seine Anspielungen versuche zu entschlüsseln. Aber auch er kann fehlende Inszenierung nicht ersetzen, sondern nur das Beste daraus machen, was ihm die französischen Autoren vorgesetzt haben.

Fazit: Durchschnittliche Asterix-Kost ohne Inspiration und Esprit.

Nachtrag:
Diese Rezension habe ich unmittelbar nach dem Erscheinen geschrieben. Inhaltlich bleibt sie unverändert, doch nach genauerem Studium der Geschichte erkenne ich viele kleine Nettigkeiten: Wenn ein aufgebrachter Markomanne auf Seite 18 von Karrenbolagen redet oder ein Pferd der Piraten eine Augenklappe trägt, dann sind das schon Momente in denen ich schmunzeln muss. Ich kann inzwischen sogar der Geschichte etwas abgewinnen, es kommt nur darauf an, welche Bilder im Kopf dazu entstehen. Und wenn ich mir dazu die ausgezeichnete Filmkomödie "Eine total, total verrückte Welt" von 1964 vor Augen halte, sehe ich tatsächlich ein ähnliches Chaos während der Transcaliga und finde das alles gar nicht mehr so schlimm, sondern - besonders in den Details - sehr unterhaltsam.

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