Oh là là - Lutetia
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Vom Keltendorf zur 'Stadt des Lichts'
Den ersten Hinweis auf die ursprünglich gallische Ansiedlung gibt uns um 52 v.Chr. Julius Cäsar persönlich. Einen guten Eindruck über die Ausmaße der Stadt und eine Variante der städtischen Ansiedlung zeigt uns Uderzo in 'Die Lorbeeren des Cäsar' gleich auf Seite 6.
Der Stamm der Parisier, ein Volk von Schiffern und Fischern, hatte schon etwa 200 Jahre vorher auf der größten der Seineinseln seine Hütten errichtet - der Name der Stadt bedeutet auch 'vom Wasser umgeben'. Ihre Bewohner lebten von Wegzöllen, die sie an diesem wichtigen Handelsknotenpunkt leicht erheben konnten. Schon damals war die Stadt so groß und wohlhabend, daß sie Vercingetorix 8.000 Mann Verstärkung in den Kampf gegen die Römer schicken konnte. Homöopatix bezeichnet die Stadt als den einzigen Ort, an dem man leben kann.
Als die Römer Lutetia erobert hatten, ließen sie sich südlich der Seine an den Hängen gen Orléans liegenden Hügel nieder. Eine typische römische Provinzstadt enstand hier: mit Forum, Thermen, Theater, großen Arenen und einem Äquadukt zur Wasserversorgung von Süden her. In 'Die Lorbeeren des Cäsar' sieht man auf der Ansicht der Stadt einen Tempel, wo heute die gotische Kathedrale Notre Dame steht. Die Gallier siedelten weiterhin auf der Insel, wo der Tempel und ein Kaiserpalast angelegt wurden. Über die gepflasterten, in alle vier Himmelsrichtungen führenden Straßen, die das 'Lateinische Viertel' (Quartier Latin) durchquerten, floß der dichte Handelsverkehr schon in Einbahnstraßen. Wie laut, aber dennoch lustig es dank des berühmten Esprits der Lutetier in den Straßen zuging, kann man Dank Goscinny und Uderzo in den Bänden 'Lorbeeren des Cäsar' und 'Die goldene Sichel' sehen, wobei im letzteren das bislang einzige Asterix-Abenteuer in Lutetia spielt.
Im 4. Jahrhundert ersetzte dann Paris langsam den alten Namen der Stadt. Nach der Vertreibung der Römer durch die Merowinger erlebte die Stadt erst wieder unter den Kapetingern bessere Tage, die 987 auf den Thron Frankreichs kamen und Paris zu ihrer Hauptstadt machten.
Mit der Ausweitung und Festigung der Königsmacht wuchs auch die Bedeutung von Paris und seine selbstbewussten Bürger versuchten mehr als einmal, ihren Monarchen die Stirn zu bieten. Befestigungsanlagen wurden angelegt, eine gewaltige Steinmauer mit Rundtürmen um die ständig weiterwachsende Stadt gezogen.
Für die Studenten mit ihren Professoren entstand am linken Ufer eine Universität und Paris wuchs so im Mittelalter zu den kulturellem Zentrum Europas, das es bis heute auf den Gebieten der Wissenschaft, Architektur, Musik und Malerei noch immer ist.
Bausucht zeichnete die meisten französischen Herrscher aus und die großangelegten Projekte nahmen auch nach dem Sturm auf die Bastille kein Ende. Im 19. Jahrhundert wurden unter Napoleon III. durch den Baron Haussmann jene städtebaulichen Maßnahmen getroffen, die die mittelalterlichen Verhältnisse in vielen Vierteln beseitigten und der Stadt das recht einheitliche Gesicht verschafften, das sie noch heute charakterisiert.
Heute leben im modernen Paris etwa 2,5 Millionen Menschen, der gesamte Großraum zählt allerdings über 11 Millionen Bewohner, ein Fünftel der Bevölkerung Frankreichs. Trotz der jüngsten Dezentralisierungsmaßnahmen ist Paris weiterhin ein Anziehungspool für Provinzbewohner wie für Ausländer. Ihre wirtschaftliche Bedeutung macht aus der politischen Metropole eine der ersten Städte Europas und der Welt.