Liebe, Frauen, Weiblichkeit
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Gutemine, Falbala und Maestria - Namen, die die Frauentypen in den Asterix-Heften beschreiben. Da sind die schnippischen und zuckersüßen Ehefrauen, die deutlich machen, dass die Macht des Mannes im Dorf relativ ist. Keiner der Gallier ist vor dem Einfluss der Weiblichkeit gefeit. Die Frau von Majestix, dem Häuptling des Dorfes, zeigt keinen Respekt vor der Position ihres Mannes, weder in den heimischen vier Wänden, noch vor versammelten Dorfbewohnern. Auch die Frau von Methusalix, die - namenlos geblieben - die süße Seite einschlägt, so dass ihrem Mann keine Möglichkeit bleibt, ihr etwas abzuschlagen. Dieser Macht ist selbst dieser Veteran aus Gergovia nicht gewachsen.
Der zweite Typ, die jungen hübschen Mädchen, geraten durch irgendeine Art in Schwierigkeiten und müssen gerettet werden. Asterix verhält sich als Held dabei den Frauen gegenüber bewusst neutral, während Obelix weiche Knie bekommt und die Kontrolle über seine Sprache verliert. Ob Falbala, deren Verlobter in die Gefangenschaft der Römer gerät, oder Grienoline, die Tochter von Grobianix, Asterix und Obelix dürfen sich als Retter der Schönheiten am Ende der Geschichte feiern lassen.
Der dritte Typ der gallischen Frau, bei der sich die Dorfbewohner eine Scheibe abschneiden können, erscheint in den Bänden bisher nur ein einziges Mal in der Form von Maestria. Die männlichen Gallier haben grosse Schwierigkeiten mit diesen selbständigen Frauen, die eine führende Rolle beanspruchen. Sicherlich war diese Möglichkeit in den frühen Bänden der sechziger Jahre noch undenkbar, weshalb erst so spät dieses Thema in den Fokus gelangt.
Im allgemeinen spielen die Frauen in den Asterix-Heften jedoch eine sehr untergeordnete Rolle. In den ersten Heften kommen sie noch nicht einmal als Zeichnung vor, später immerhin schon als namenlose Nebendarsteller. Ausser Kleopatra und Maestria werden keine weiteren weiblichen Figuren genauer charakterisiert.
Keltische Frauen waren in der Historie nicht dazu verurteilt, ausschliesslich den Haushalt zu führen. Antike Autoren berichten, dass die Frauen sehr gut, wenn nicht besser kämpfen konnten und dass ein Mann seine Frau wirklich zu Hilfe holte, wenn er bedroht wurde. Der griechische Autor Plutarch berichtet in seinem 'Mulierum virtutes 6, Moralia 246b':
'Bevor die Kelten die Alpen überquerten, brach ein fürchterlicher und hartnäckiger Streit unter ihnen aus, der beinahe zu einem Bürgerkrieg führte. Aber die Frauen stellten sich zwischen die bewaffneten Parteien und berieten sich über die Meinungsverschiedenheiten, wobei diese daraufhin solch ehrliche Beschlüsse fassten und solch redliche Urteile fällten, dass eine bewundernswerte Freundschaft unter ihnen entstand. Die Folge davon war, dass die Männer damit fortfuhren, ihre Frauen in Fragen von Krieg und Frieden zu konsultieren.'
Den Frauen in unserem gallischen Dorf ginge es bei der Frauenemanzipation nicht darum, die Frauen aufzuwiegeln, sondern mehr um die Frage, ob die Männer ihnen auch die Praxis in diesem Bereich gestatten würden. Erst wenn sich die Einstellung der Menschen in dieser Hinsicht verändert, werden sich auch die Ansichten und Positionen von Mann und Frau aneinander angleichen.
Die Kelten bei Plutarch haben dies offenbar akzeptiert. Für Asterix und seine gallischen Freunde ist dies eine neue Entwicklung und ohne Maestria würden sie niemals eingesehen haben, dass ihre Frauen einen bedeutenden Beitrag liefern können im fortdauernden Kampf gegen die Römer.