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Asterix und Feminismus

Artikel aus dem ehemaligen Asterix Portal von meome.de.
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Von gallischen Frauen und ihren germanischen Schwestern. "Asterix und Maestria" von Albert Uderzo contra "Feminax und Walkürax" von Franziska Becker.

Feminax & Walkürax – die Antwort des Feminismus aus Asterix überschrieb "Die Zeit" am 11. September 1992 einen Albert Uderzo nicht gerade wohlgesonnenen Artikel. Was war geschehen? Rund zwölf Monate zuvor war mit "Asterix und Maestria" der 29. Band um die muntere Gallier-Schar erschienen. Und Uderzo haderte mit der Kritik, wurde ihm doch von einigen Seiten sogar vorgeworfen, das Thema "Feminismus" in dieser neuen Geschichte geradezu verhöhnt zu haben.

Starker Tobak! Tatsächlich haben Asterix und seine männlichen Kollegen in dieser Episode ihre liebe Mühe mit der scheinbar so emanzipierten Maestria, die eines Tages als Bardin und Lehrerin in das gallische Dorf einzieht. Zwar kugelt sich Obelix zu Beginn noch, als er das erste Mal in seinem Leben eine Gallierin in Hosen sieht, doch das Lachen vergeht ihm und den anderen Herren der Schöpfung schnell.

Die Frauen sind rasch begeistert von den aufgeschlossenen Ideen ihrer neuen Gefährtin aus dem fernen Lutetia – und proben den Aufstand gegen die vermeintliche Herrschaft der Männer. Gutemine wird gar zur neuen Chefin gewählt; Majestix und all die anderen schlachterprobten Recken treten den Rückzug an und verkrümeln sich schmollend im Wald. Ja, selbst Asterix verliert seinen Kopf und schlägt in einer Szene Maestria nieder, nachdem diese ihn geküsst hat. "Das bin doch nicht ich!" rauft er sich die Haare – und versteht die neue Welt nicht mehr...

Doch dabei allein belässt es Uderzo noch nicht. Er treibt seine Parodie auf die Spitze, indem er gleich eine ganze Frauen-Zenturie aus Rom einschiffen lässt, die als Wunderwaffe gegen die Gallier zum Einsatz kommen soll. Die attraktiven jungen Damen aus der Hauptstadt haben trotz ihres martialischen Auftretens jedoch großen Respekt vor ekligen Spinnen und Schlangen – und eine ausgesprochene Schwäche für Mode, neue Frisuren und andere schöne Dinge "made in Lutetia"!

Nun gibt es sicherlich zahlreiche Möglichkeiten, über Uderzos Umgang mit dem vorwiegend männlichen Bild der Frau zu diskutieren. Im bereits zu Anfang erwähnten "Zeit"-Artikel heißt es dazu nur unterkühlt: "Merke: Die emanzipatorische Begierde ist nur ein Infekt und infolgedessen rasch niedergekämpft. Der Feminismus eine Episode – für Herrn Uderzo." Wer sich jedoch – fernab von derartig griffigen, aber vorschnellen Urteilen – intensiver mit der Geschichte auseinandersetzt, kann sehr wohl herausfinden, wie Uderzo – neben aller Parodie in der Darstellung – eine Lanze für das weibliche Geschlecht bricht.

Wenn etwa Maestria Asterix´ Po tätschelt oder wenn sie die Initiative ergreift und dem kleinen Gallier einen Kuss aufdrängt, ist dies doch – bei allem Witz – nichts anderes als ein Aufzeigen der typisch männlichen Verhaltensweisen. Kein Wunder, dass Asterix, der dies sehr bewusst wahrnimmt, irritiert ist und sogar – wie erwähnt – den Kopf verliert. Und ein weiteres Indiz spricht für Uderzos durchaus positiven Ansatz in Sachen Emanzipation. Wenn er die römischen Soldatinnen letztlich in ihrem Kampfauftrag scheitern lässt, klagt er doch nichts anderes ein, als die aktuelle Forderung mancher Zeitgenossen, Frauen in Uniform in den Krieg zu schicken.

Der Disput über "Asterix und Maestria" sorgte jedoch auch noch für ein ganz anderes, in der Welt der Comics bis dato einmaliges Phänomen. Die deutsche Cartoonistin Franziska Becker legte im September 1992 mit ihrem Comic "Feminax und Walkürax" die feministisch-germanische Antwort auf Uderzos heiß diskutierten Band vor. Im Jahr 38 vor Christus tobt das Patriachat. Nur in einem kleinen Dorf am Rhein, hoch oben auf dem Felsen der Lorelei, herrschen die Weiber. Und die – vor allem die Titelheldinnen – heizen der Männerwelt, römischen wie germanischen Ursprungs, mächtig ein...

Bevor "EMMA"-Hauszeichnerin Becker mit der Arbeit an ihrer eindeutigen Asterix-Parodie begann, stellte sie Uderzo ihr Vorhaben vor. Der habe als einer der ersten darüber gelacht und seinen Segen zu dem Unterfangen gegeben. Dass Franziska Becker dabei bisweilen in ihrer gezeichneten Kritik am Männlichkeitswahn etwas über das Ziel hinausschoss, mag noch einmal ein Zitat aus dem "Zeit"-Artikel belegen: "...Doch hört der Spaß genau dann auf, wenn Männer die Szenerie betreten. Spürbar groß ist dann Beckers Bedürfnis, das dem Unernst verpflichtete Genre zu sprengen und dem starken Geschlecht so richtig ernsthaft ans Zeug zu flicken..."
 

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