60 Jahre: Asterix und die Goten

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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Hedonix
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66784Beitrag Hedonix »

Christian hat geschrieben: 22. Mai 2021 10:17
Hedonix hat geschrieben: 22. Mai 2021 09:24 Ich muss zugeben, dass ich, bevor ich auf diese Seite kam, gar nicht gewusst habe, dass es diese andere Version von Asterix überhaupt gibt. Bis heute habe ich noch nie auch nur ein Bild daraus zu sehen bekommen, das ist mir also absolut unbekannt.
http://comic.highlightzone.de/siggi-und-babarras/
Danke für den Link. Für ein umfassendes Bild reicht das aber nicht. Wofür es aber reicht ist die Erkenntnis, dass das schon eine sehr massive Verfremdung ist.

Diese Posts von Erik und bdhk klingen für mich jetzt erstmal sehr vernünftig:
Erik hat geschrieben: 22. Mai 2021 14:46 [...]
Insofern ist die Übertragung von Asterix zu Siggi möglicherweise dem Zeitgeist geschuldet, wohl aber nicht jede inhaltliche Äußerung, die den Charakteren dort in den Mund gelegt worden ist. [...]
bdhk hat geschrieben: 22. Mai 2021 14:47 [...] Gladiator und Gallier sind damals übliche "quetschende" und durchaus sinnverändernde Anpassungen an die Gepflogenheiten des deutschen Marktes (gab es z.B. auch im Schlagerbereich);

Goten ist zusätzlich stramm antikommunistischer Zeitgeist;

Sichel ist rückwärtsgewandter Antisemitismus bzw. Relativierung (Schlussstrichmentalität).
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66785Beitrag Hedonix »

WeissNix hat geschrieben: 22. Mai 2021 15:00 [...] Werte ich daher nicht als Einsicht, sondern als Versuch, die Rechte am Material zu retten und damit Mitbewerbern vorzuenthalten. Kauka war ja damals in West-Deutschland schon der Platzhirsch, der das Feld möglichst allein abgrasen und damit reich werden wollte. [...]
Diese beiden Punkte sind ja nun aber weder neu noch einziartig. Auch heute noch ist jeder, der ein Monopol hat, bemüht, es zu behalten, und zwar mit der Absicht, dadurch reich(er) zu werden. Das kann man aus politischer Gesinnung heraus verurteilen, aber man kann nicht sagen, dass es irgendwie ungewöhnlich oder auf eine bestimmte Gruppe von Leuten begrenzt wäre. Und dass hinter vielen Kurswechseln keine Einsicht steckt, sondern Berechnung, ist auch nicht ungewöhnlich, sondern quer durch alle politischen Lager und so ziemlich die gesamte Wirtschaft Gang und Gäbe.

Insofern sind diese beiden Punkte nicht geeignet, irgendeinen speziell auf Kauka zugeschnittenen Vorwurf zu machen. Alle anderen Punkte, die du genannt hast, sind was anderes...
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WeissNix
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66786Beitrag WeissNix »

Hedonix hat geschrieben: 22. Mai 2021 17:37 Insofern sind diese beiden Punkte nicht geeignet, irgendeinen speziell auf Kauka zugeschnittenen Vorwurf zu machen. Alle anderen Punkte, die du genannt hast, sind was anderes...
Kauka hat genug Anhaltspunkte geliefert, ihn als eher weit rechts stehenden, revisionistischen Unsympathen zu begreifen, daher hatte ich auch nie Lust, mich intensiver mit seinen - in meinen (bereits durch das Wenige, das ich aufgeschnappt habe, heftig gereizten) Augen - übergriffigen Asterix-Entstellungen zu befassen.
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Nullnullsix
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66789Beitrag Nullnullsix »

Die Kritik an Siggi und Babarras unterstellt ja zumeist, dass Rolf Kauka höchsteigenpersönlich und mit Vorsatz, reaktionäres bis rechtsradikales Gedankengut verbreiten wollte und damit die Kinder schon früh in rechte(!) Bahnen lenken wollte.
Wäre das tatsächlich der Fall gewesen, muss man sich fragen, warum er dafür ausgerechnet (und ausschließlich!) einen Comic (be)nutzt hat, den er in Lizenz hatte und bei dem die Grundgeschichte vorgegeben war? Es wäre doch viel einfacher gewesen, dazu eine Eigenproduktion zu nutzen.
Und warum hat er dieses Ziel nach dem Verlust der Lizenz mit den eigenproduzierten Nachfolgeserien (u.a. Pichelsteiner) nicht mal ansatzweise weiter verfolgt?
Ich denke, diese Fragestellungen beweisen ausreichend, dass die im ersten Satz dieses Posts formulierte These zu kurz greift und so eben nicht stimmt.
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Erik
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66790Beitrag Erik »

Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: 22. Mai 2021 21:01Und warum hat er dieses Ziel nach dem Verlust der Lizenz mit den eigenproduzierten Nachfolgeserien (u.a. Pichelsteiner) nicht mal ansatzweise weiter verfolgt?
mal abgesehen davon, dass ich über Kauka viel zu wenig weiß, um ihm methodisches Vorgehen oder eine gezielte Kampagne zur Indoktrination von Kindern zu unterstellen, meine ich mich zu erinnern, dass die Richtung der Serie in der Ersatz-Serie Ftritze Blitz und Dunnerkiel - mit den gleichnamigen Protagonisten, die alsbald in Siggi und Babarras umgetauft wurden - weitergeführt wurde.

Mit "meine ich mich zu erinnern" will ich sagen, dass ich die Geschichten zu schwach einnere, als dass ich sagen könnte, inwiefern hier reaktionäres Gedankengut transportiert wurde. Aber in einer Geschichte - wahrscheinlich war es "Als die Römer frech geworden" - war das Thema Besatzung Deutschlands und Friedensvertrag als Drohung der Besatzer, meine ich, deutlich präsent.

Gruß
Erik
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66792Beitrag Aktuar »

Ich würde weniger von Zeitgeist sprechen, sondern von Erfahrungshorizont. Schauen wir uns den Spanien-Band an. Keine große Politik, sondern das Erleben Spaniens aus der Sicht des französischen Touristen. Diese Erfahrung des Alltags der Deutschen haben die Autoren nicht. Uderzo kennt Deutsche nur als Besatzungsoldaten, sonst kennt man die Politik. Und davon ist der Band geprägt. Welcher Franzose damals kannte Deutsche denn als normale Bürger, so wie ein Tourist uns erlebt? Es ist ein Comic, in dem sich Franzosen and Franzosen wenden, in denen der gemeinsame Erfahrungshorizont durchgenudelt wird. Man lacht über die Cliches, über die Überzeichnungen dieser Erfahrungen. Irgendwie boshaft sind die Goten nicht gezeichnet, nur etwas lernbedürftig, sie müssten etwas von der französischen Lebensart lernen, ist wohl Teil der Botschaft.

Gruß

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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66794Beitrag WeissNix »

Nullnullsix hat geschrieben: 22. Mai 2021 21:01 Die Kritik an Siggi und Babarras unterstellt ja zumeist, dass Rolf Kauka höchsteigenpersönlich und mit Vorsatz, reaktionäres bis rechtsradikales Gedankengut verbreiten wollte und damit die Kinder schon früh in rechte(!) Bahnen lenken wollte.
Wäre das tatsächlich der Fall gewesen, muss man sich fragen, warum er dafür ausgerechnet (und ausschließlich!) einen Comic (be)nutzt hat, den er in Lizenz hatte und bei dem die Grundgeschichte vorgegeben war? Es wäre doch viel einfacher gewesen, dazu eine Eigenproduktion zu nutzen.
Und am weitaus einfachsten wäre es gewesen, er hätte das Original einfach übersetzen lassen. Da muss man sich fragen, warum er das nicht einfach gemacht hat.
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66795Beitrag bdhk »

Weil das einfach nicht üblich war. Damals wurde nicht übersetzt, sondern übertragen. Reste davon sieht man bis heute, wenn in einem alten frankobelgischen Comic die Francs des Originals auf einmal Euros sind - und eben nicht Francs bleiben oder wenigstens zu Franken werden.

Das kann man ihm glaube ich wirklich nicht vorwerfen, und damit fallen Gladiator und Gallier schon einmal weitgehend raus, wie gesagt.
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Nullnullsix
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66796Beitrag Nullnullsix »

WeissNix hat geschrieben: 22. Mai 2021 23:52 Und am weitaus einfachsten wäre es gewesen, er hätte das Original einfach übersetzen lassen. Da muss man sich fragen, warum er das nicht einfach gemacht hat.
Du wirst lachen: 'einfach übersetzen' ist tatsächlich NICHT das 'weitaus einfachste'. Einfacher (und billiger) ist es, wenn der Redakteur einfach anhand der Bilder eigenständig fabulierend die Texte schreibt - dann muss man keinen Extra-Übersetzer bezahlen.

Und auch das gehört zum Zeitgeist: Comics waren damals keine Kunst, sondern ein Produkt wie Seife oder Rasierklingen, das einfach nur den Zweck hatte, davon möglichst viel zu verkaufen und möglichst viel Geld zu verdienen (zumindest hierzulande war das die allgemeine Sicht auf die Hefte und diesbezüglich waren 'Macher' wie zB Peter Wiechmann keine Ausnahme: Der spricht ja auch nicht zufällig von 'Material', wenn er Originalseiten meint. 'Qualität', künstlerische gar, war -wenn überhaupt- nur insoweit interessant als und soweit es zur Auflagensteigerung diente. Was kein zwingender Zusammenhang ist).
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten

Beitrag: # 66807Beitrag WeissNix »

Kein Wunder, dass es der Comic hierzulande so schwer hat, seinen zweifelhaften Ruf loszuwerden und krampfhaft versucht wird, mit der "Graphic Novel" ein neues, nicht vorbelastetes Genre zu etablieren, das sich aber eigentlich nicht vom "Comic" unterscheidet. Denn im frankophonen Raum wird zwischend den "beiden" ja auch gar nicht differenziert.
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