Hallo,
mittlerweile habe ich einige der Büchlein gelesen und denke, es ist an der Zeit, mal etwas zu ihrer inhaltlichen Qualität zu schreiben. Dazu ist zunächst zu bemerken, daß ich die Büchlein als Geschenk für Asterix-Liebhaber (zwischen Gelegenheitsleser und Fan angesiedelt) durchaus gelungen finde. Es werden unter verschiedenen Aspekten Szenen aus den Comics in lockerer Weise dargestellt, in denen die jeweils betrachtete Person vorkommt. Mehr als Gelegenheitsleser sollte man aber wohl schon sein, da die Lektüre eines solchen Textbuches die Lektüre der Comics nicht ersetzen kann. Wer also die Comics noch nicht gelesen hat, ist mit denen allemal besser bedient, als mit solch einem Büchlein. Für den Fan hingegen ist es großteils nur eine Nacherzählung von Szenen, die er ohnehin schon in- und auswendig kennt. Dennoch: die Zusammenstellung von Szenen mit genau einer Figur nach Persönlichkeitsaspekten geordnet ist recht gut gelungen.
Sehr sehenswert ist auch die Bebilderung, die teilweise auch Zeichnungen enthält, die nicht aus den regulären Comics stammen. Das gilt natürlich besonders für die "Archive der Druiden", aber teilweise sind auch sonst ein paar Sonderzeichnungen enthalten.
Für Bücher, die ohne Angabe eines Autors und mit dem Vermerk "Konzeption und Umsetzung: Les Éditions Albert René" - also vom Asterix-Verlag selbst - erschienen sind, finde ich allerdings den Stil der Texte manchmal übertrieben aufgesetzt lobhudelig. Da wird das Genie von Goscinny und Uderzo stellenweise dermaßen mit der Holzhammermethode beweihräuchert, daß es mehr nach einem Werbetext klingt, als nach einem eigenständigen Werk. Ich meine, niemand wird dies der Sache nach bezweifeln. Aber gerade wenn eine Meisterhaftigkeit so offensichtlich ist, wie die Zeichner- und Autorenschaft bei Asterix, dann braucht man sie auch textlich nicht so plump zu überhöhen. Hier nur ein entsprechender Beispielssatz aus "Alles über Methuslaix und seine Frau":
Dass dieses Pärchen bei den Asterix-Lesern so beliebt ist und auch in unserer Epoche Anklang findet, liegt offenbar an den Talenten von René Goscinny und Albert Uderzo, die ungewöhnlich scharfe Beobachter und begnadete Karikaturisten sind.
Ein Bißchen mehr Bescheidenheit hätte man sich vielleicht - bei allem Glanz der Asterix-Serie - gewünscht, um dem faden Beigeschmack entgegenzuwirken, man habe für 10 € ein Werbebuch für die Comics erstanden. Aber gut, die französischen Originale gibt es ja (mehr oder minder kostenlos) zu einer Gesamtausgabe hinzu.
Sodann finde ich die Quellenangaben der Abbildungen ungut. Es wird für jedes einzelne Bild, fast als habe man wissenschaflichen Anspruch, angegeben, aus welchem Band, von welcher Seite und aus welchem "Panel" ("Bild" klänge wohl zu profan...) sie stammt. Das ist im Grunde auch gar nicht schlecht. Aber bei jeder Figur, die ausgeschnitten, also ohne Hintergrund abgebildet ist, steht "Illustration außer der Reihe." dort. Das klingt so - und soll es wahrscheinlich auch - als würden da lauter Sonderzeichnungen abgebildet, die sich nicht in den Comics finden. Das ist aber natürlich - von Einzelfällen abgesehen - gar nicht der Fall. Das sind (fast) alles Zeichnungen, die eins zu eins aus den Comics stammen, nur eben wurden die Figuren von den Hintergründen freigestellt, weil es sich für die Abbildung an der jeweiligen Stelle besser macht. Dort also nicht die Herkunft anzugeben, sondern eine Sonderzeichnung vorzugaukeln - und eine andere Bedeutung kann ich den Worten "außer der Reihe" nicht beimessen -, finde ich schlicht falsch.
Was mich aber wirklich erstaunt hat, ist die lieblose, offenbar nicht hinreichend auf Qualität überprüfte Übersetzung. In der Ausgabe zu den Piraten wird Dreifuß durchgängig (auch auf seiner Charakterseite) als Dreibein bezeichnet. Die Originalfigur der Comicserie von Charlier und Hubinon mag ja auch im Deutschen Dreibein heißen. Sein Alter Ego bei Asterix heißt aber nunmal Dreifuß. Sowas sollte schon stimmen. Im Buch über Verleihnix und Automatix wird die Frau von Verleihnix Jellowsubmaine genannt. Das ist zwar nicht
ganz falsch, weil sie in
Geschenk tatsächlich zweimal so geschrieben wird. Aber in den weitaus meisten Fällen, in denen ihr Name auftaucht, so auch in den neueren (
Morgenland,
Maestria), wird sie Jellosubmarine genannt. Es wäre sinnvoller gewesen, diese Schreibweise zu verwenden. Größer aber ist der "Klopfer", den man sich auf der Charakterseite von Verliernix geleistet hat. Da steht: "Das war er, der Vater von Automatix!" - Natürlich ist Verliernix aber der Vater von Verleihnix. Soetwas sollte in einem solchen Sonderbuch wirklich nicht passieren. Über das französische Original kann ich hier mangels Habe nichts sagen, aber selbst wenn es darin auch so steht, könnte solch ein grober inhaltlicher Fehler bei der Übersetzung auch gut mal auffallen und berichtigt werden.
Als Sammler muß man die Bücher ohnehin haben, als Fan wird man sich vielleicht diejenigen zu seinen Lieblingscharakteren besorgen und als Asterix-Liebhaber läßt man sich wahrscheinlich gerne das eine oder andere der Büchlein schenken. Für die meisten dürfte es aber bei der einmaligen Lektüre bleiben. Dafür sind sie auch durchaus ganz kurzweilig geschrieben. Und zum ins Regal Stellen sind sie allemal edel genug gestaltet. Inhaltlich muß man dafür über einige Schwächen hinwegsehen. Insofern gibt es bei dieser Reihe - wie so oft - Licht und Schatten.
Gruß
Erik