"Skandalös" find ich das zwar nicht (ist mir als Begriff zu hart), aber unschön ist es natürlich schon. Leider aber weit verbreitete Praxis, mindestens in den 60er- bis 80er Jahren vermutlich auch darüber hinaus. Sinn und Zweck dieser Vorgehensweise hat sich mir auch nie erschlossen (immerhin ist es ja ein zusätzlicher Arbeitsgang, der damit Zeit und Geld und Aufwand erfordert, das macht man ja nicht ohne Grund). Oft sind die Retuschen vom dt. Verlag vorgenommen worden, aber vom Original-Verlag kam es wohl auch vor.
Werke mit Goscinny-Beteiligung
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
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Erik
das wäre in der Tat die perfektionistische Lösung. Einstweilen habe ich mir die Seiten, wo Goscinny-Signaturen ursprünglich vorhanden waren und nun fehlen, jeweils mit einem Klebezettelchen-Vermerk markiert, damit ich es nicht vergesse. Wenn ich mal Zeit und Lust habe, wäre die Inhaltsverzeichnis-Idee durchaus etwas zum Wiederaufgreifen.Nullnullsix hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 17:11Du könntest eine Art 'alternatives' Inhaltsverzeichnis erstellen, ausdrucken und einlegen, das entweder nur die Goscinny-Gags listet und zuordnet (dafür könntest Du Deinen Beitrag von hier kopieren und entsprechend auf die Basic-Facts kürzen) oder ein komplettes Inhaltsverzeichnis, das alle Scenaristen zuordnet.
Deshalb hatte ich ihn ja mit dem Wort "etwas" abzuschwächen versucht.Nullnullsix hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 17:16"Skandalös" find ich das zwar nicht (ist mir als Begriff zu hart),
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Ich denke, dass hier bdoubliees (ein weiteres Mal) irrt: Dieser Gag korrespondiert ja perfekt mit:Erik hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 12:07 (...) Zudem taucht die zweite mit "R" signierte Seite nicht in der Liste auf. Das ist diese Seite aus Tintin belges No. 06/56:
https://bellier.co/Tintin%20belges/tint ... page32.htm
Sie ist bei bdoubliees.com als Franquin-Alleinwerk gekennzeichnet. (...)
Es sind demnach die Gags 10, 11 (erschienen im Dez. 1955) und 16 (erschienen am 8.2.1956), die bis zum Brief veröffentlicht wurden. Der vierte Goscinny Gag erschien dann (gemäß bdoubliees) ja nach etwas längerer Pause erst in Tintin (b) 44/56 am 31.10.1956.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
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Erik
das halte ich für nicht besonders wahrscheinlich, weil 11 eben mit "F" markiert ist.Nullnullsix hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 19:27Es sind demnach die Gags 10, 11 (erschienen im Dez. 1955) und 16 (erschienen am 8.2.1956), die bis zum Brief veröffentlicht wurden.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Ein Grund könnte die Konkurrenzsituation der Verlage sein, wo in der Zeit immer mal wieder einzelne Autoren oder ganze Gruppen von dem einen zum anderen gewechselt sind (die Bezahlung war halt schlecht, und die Verleger meinten, die Autoren und Zeichner machten das aus purem Idealismus und könnten auch mit wenig Salär über die Runden kommen - insbesondere einige der zu Stars avancierten Mitarbeiter sahen das aber wohl etwas differenzierter). Habe ich jedenfalls in diversem Sekundärmaterial immer mal wieder Hinweise und Andeutungen zu gefunden, u.a. auch bezüglich Franquin - da kann natürlich aus Wut, Ärger oder auch rein rechtlich-monetären Gründen mal ein zusätzlicher Arbeitsgang leicht von der Hand gegangen sein...Nullnullsix hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 17:16 ...aber unschön ist es natürlich schon. Leider aber weit verbreitete Praxis, mindestens in den 60er- bis 80er Jahren vermutlich auch darüber hinaus. Sinn und Zweck dieser Vorgehensweise hat sich mir auch nie erschlossen (immerhin ist es ja ein zusätzlicher Arbeitsgang, der damit Zeit und Geld und Aufwand erfordert, das macht man ja nicht ohne Grund).
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Das seh ich so nicht. Das, was Du vermutlich als "F" interpretierst, passt mMn nicht bzgl. Strichstärke und -führung zu den übrigen Signierbuchstaben. Das vermeintliche "F" sind mMn eher "Rasenstriche"... - So oder so: Gag 11 ist natürlich auch nicht erkennbar mit "R" gekennzeichnet...
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
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Erik
das "F" ist in der Tat etwas schwächer geschrieben als die sonstigen Signaturbuchstaben. Gerade wenn man die Strichführung und -aurichtung betrachtet, passt es aber überhaupt nicht zu den "Rasenstrichen". Ich halte das eindeutig für einen Buchstaben.Nullnullsix hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 23:28Das seh ich so nicht. Das, was Du vermutlich als "F" interpretierst, passt mMn nicht bzgl. Strichstärke und -führung zu den übrigen Signierbuchstaben. Das vermeintliche "F" sind mMn eher "Rasenstriche"...
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Hallo,
Auffällig ist, dass nunmehr vermehrt Tiere zu sprechen bzw. zu denken beginnen. Ob Schlange, Hund oder Elefant, sie alle äußern sich in menschlicher Manier. Das kennen wir auch von Asterix, auch wenn es dort weniger ausgeprägt vorkommt. Etwas sonderbar wird es dann allerdings in einer Geschichte, in der es um ein Super-Intelligenz-Serum geht. Dieses wird Affen verabreicht, die dann annähernd menschliche Fähigkeiten erlangen sollen (Etikette, Freundlichkeit) und auch etwas Mathematik und Sporachverständnis (aber wohl keine Sprechfähigkeit). Da aber ohnehin alle Tiere um Kasimir menschlich denken, wirkt der Unterschied irgendwie relativ gering.
Lesenswert sind die Ausgaben aber trotzdem, gewiss nicht nur wenn man Sammler von deutschsprachigen Goscinny-Veröffentlichungen ist. Und ich bedauere es, dass im nächsten Halbjahresprogramm von ALL keine weiteren Bämde der Reihe angekündigt sind.
Das ist deshalb mutig, weil deren Darstellung von den äußeren Merkmalen her nach heutigen Maßstäben als offensichtlich rassistisch gelten würde, selbst wenn man nur so halb-woke ist. Die Köpfe haben mehr die Form von Affen als von Menschen und die Lippen machen circa 1/3 des Kopfes der Eingeborenen aus. Zwar steht dies in einem durchaus humoristisch genutzten Kontrast zu ihrer in Teilen sehr zivilisierten, fortschrittlichen und rationalen Denk- und Handlungsweise. So stellt sich jedenfalls ihr Häuptling als profitorientierter Geschäftsmann einer international vernetzten Gemeinschaft dar, der die Sachlage rational-realistisch einzuschätzen vermag und damit seinen europäischen Besuchern durchaus überlegen scheint. Allerdings trifft das auch nicht auf alle Ureinwohner zu. Andere arbeiten als Träger und scheinen eher ängstlich zu sein.
Ob der ALL-Verlag das so auch tun könnte/wollte, wenn er ein Großverlag wäre, dessen Publikationen erheblichere Medienaufmerksamkeit erlangen, weiß ich nicht. Bei Asterix musste ja schon Babas Lippenfarbe entschärft werden. Und trotzdem wird seine Darstellung in den Medien und Kommentaren immer mal wieder als rassistisch erwähnt - gleich ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Für wen das ein Problem ist, der würde "Kasimir und der Gorilla" gewiß verteufeln.
Gruß
Erik
nachdem ich die beiden Comic-Bände am Wochenende endlich gelesen habe, möchte ich nur noch ein paar wenige Punkte dazu bemerken. Die Comic-Geschichten sind so mittelmäßig. Ja, hier und da sind sie lustig. Aber auch nach nunmehr fünf albenlangen Geschichten, in denen mehrere Fahrgäste bzw. "Auftraggeber" sich als wiederkehrend erweisen, bleiben die Hauptfiguren relativ flach. Man erfährt über sie nicht viel. Auch handeln die Antagonisten teilweise mit recht angezogener Handbremse. Und die Geschichten weisen doch teilweise schon erhebliche Unglaubwürdigkeiten auf, die es selbst bei einer Comic-Lektüre etwas schwer machen, die Handlung "ernst" zu nehmen.Erik hat geschrieben: ↑15. Juni 2024 16:51Ich habe (erst) heute die beiden redaktionellen Vorworte zu den Alben Kasimir 5 und 6, die im Mai im ALL Verlag erschienen sind, gelesen. Sie stellen die ersten beiden Teile einer dreiteiligen Artikelserie "Goscinny in Tinin" dar. Teil 1 heißt "Werk ohne Autor" und Teil zwei "Die Schreib-Maschine". Der dritte Teil soll im noch nicht erschienenen (oder auch nur angekündigten) Kasimir Band 7 folgen.
Auffällig ist, dass nunmehr vermehrt Tiere zu sprechen bzw. zu denken beginnen. Ob Schlange, Hund oder Elefant, sie alle äußern sich in menschlicher Manier. Das kennen wir auch von Asterix, auch wenn es dort weniger ausgeprägt vorkommt. Etwas sonderbar wird es dann allerdings in einer Geschichte, in der es um ein Super-Intelligenz-Serum geht. Dieses wird Affen verabreicht, die dann annähernd menschliche Fähigkeiten erlangen sollen (Etikette, Freundlichkeit) und auch etwas Mathematik und Sporachverständnis (aber wohl keine Sprechfähigkeit). Da aber ohnehin alle Tiere um Kasimir menschlich denken, wirkt der Unterschied irgendwie relativ gering.
Lesenswert sind die Ausgaben aber trotzdem, gewiss nicht nur wenn man Sammler von deutschsprachigen Goscinny-Veröffentlichungen ist. Und ich bedauere es, dass im nächsten Halbjahresprogramm von ALL keine weiteren Bämde der Reihe angekündigt sind.
Angesichts dieser von mir vor einiger Zeit geäußerten dunklen Befürchtung möchte ich klarstellen, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich finde, der ALL-Verlag war mit der Ausgabe "Kasimir und der Gorilla" ausgesprochen mutig. Denn er hat den Band ohne jeglichen "Disclaimer" offensichtlich unzensiert gebracht. Im redaktionellen Teil ist, wie gesagt, ein Teil der Goscinny-Abhandlung enthalten, aber keine Diskussion um die Darstellung der Afrikaner in diesem Album.Erik hat geschrieben: ↑2. Juli 2022 14:28Da ich davon ausgehe, dass es sich bei den Covermotiven um Originalzeichnungen von Berck handelt, hoffe ich jedenfalls, dass hier nicht aus einem heutigen Verständnis von politischer Korrektheit heraus die Zeichnung verändert werden soll, um einem etwaigen Rassismus-Vorwurf (den es ja bei vergleichbaren Numiden-Darstellungen in den Asterix-Comics teilweise gibt) vorzubeugen. Hierfür wäre m.E. nötigenfalls eine Erläuterung im Vorwort, dass es sich um ein Produkt der Zeit, das in dem zeitlichen Entstehungskontext beurteilt werden muss, handelt und dessen heutige Neuveröffentlichung keine Wertung über Menschen afrikanischen Phänotyps zum Ausdruck bringen soll, vorzugswürdig und ausreichend.
Das ist deshalb mutig, weil deren Darstellung von den äußeren Merkmalen her nach heutigen Maßstäben als offensichtlich rassistisch gelten würde, selbst wenn man nur so halb-woke ist. Die Köpfe haben mehr die Form von Affen als von Menschen und die Lippen machen circa 1/3 des Kopfes der Eingeborenen aus. Zwar steht dies in einem durchaus humoristisch genutzten Kontrast zu ihrer in Teilen sehr zivilisierten, fortschrittlichen und rationalen Denk- und Handlungsweise. So stellt sich jedenfalls ihr Häuptling als profitorientierter Geschäftsmann einer international vernetzten Gemeinschaft dar, der die Sachlage rational-realistisch einzuschätzen vermag und damit seinen europäischen Besuchern durchaus überlegen scheint. Allerdings trifft das auch nicht auf alle Ureinwohner zu. Andere arbeiten als Träger und scheinen eher ängstlich zu sein.
Ob der ALL-Verlag das so auch tun könnte/wollte, wenn er ein Großverlag wäre, dessen Publikationen erheblichere Medienaufmerksamkeit erlangen, weiß ich nicht. Bei Asterix musste ja schon Babas Lippenfarbe entschärft werden. Und trotzdem wird seine Darstellung in den Medien und Kommentaren immer mal wieder als rassistisch erwähnt - gleich ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Für wen das ein Problem ist, der würde "Kasimir und der Gorilla" gewiß verteufeln.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Bei all den inhaltlichen 'Schwächen', muss man mMn bedenken, zu welcher Zeit das alles entstanden ist. Sowohl allgemein, als auch in Bezug auf speziell Goscinny, ist das ja alles noch weitgehend Teil seines 'Frühwerks'.
Ich hab die Bände (noch) nicht (gelesen), erinner die Serie nur aus ZACK-Jugend-Zeiten, fand da aber tatsächlich auch die Nicht-Goscinny-Geschichten der Serie gut - zT besser als die von Goscinny.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
"Müssen" muss das kein Verlag - jedenfalls noch nicht.
Und ich hoffe, dass das so bleibt, dass man keine Künstler - und ja, auch Comics sind eine Kunstform - später verfremdet, nur um sie nach ihrem Tod einem geänderten Zeitgeist anzupassen. Niemand sollte Michelangelos David den Schniedel abhämmern wollen, nur weil manche Zeitgenossen damit ein Problem haben. Wen sowas stört: Einfach nicht hingucken...
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Hallo,
Nur sollte man es mit der Sensibilität nicht überteiben (wozu heutzutage leider teilweise eine Tendenz besteht) und zudem historische Werke - ob nun Micheangelo oder Uderzo/Goscinny - stets im Lichte ihrer Entstehungszeit und der damals vorherrschenden Wertvorstellungen betrachten. Und in diesem Kontext stimme ich wieder zu: Wer das nicht kann oder will und deshalb ein Werk aus früherer Epoche aus Gründen der Wokeness heute für unangemessen hält, der sollte einfach nicht hinschauen.
Gruß
Erik
Im Fall der Kolorierung von Baba betrifft das allerdings die neuen Bände. Mir wäre nicht bekannt, dass das in den älteren geändert wurde. Zudem gibt es von Asterix ohnehin bereits mehrere Kolorierungsvarianten, da wäre eine einzelne Farbänderung auch kein Sakrileg mehr. Es ist nur gerade an dieser Stelle ein besonderer Ausdruck des Zeitgeists, dass aus diesem Grunde eine Änderung für nötig gehalten wurde. Für ein "Müssen" kann es unterschiedliche Gründe und - direkte oder auch inderekte - Zwänge geben.
Ganz so einfach ist's in dem Bereich dann doch nicht. Man sollte sich auch dann nicht rassistisch äußern, wenn niemand zuhört bzw. hinschaut. Das ist eine Frage von Respekt und Anstand. Und dann ist es auch eine solche Frage für den (Verlag), der eine entsprechende Äußerung eines anderen veröffentlicht.
Nur sollte man es mit der Sensibilität nicht überteiben (wozu heutzutage leider teilweise eine Tendenz besteht) und zudem historische Werke - ob nun Micheangelo oder Uderzo/Goscinny - stets im Lichte ihrer Entstehungszeit und der damals vorherrschenden Wertvorstellungen betrachten. Und in diesem Kontext stimme ich wieder zu: Wer das nicht kann oder will und deshalb ein Werk aus früherer Epoche aus Gründen der Wokeness heute für unangemessen hält, der sollte einfach nicht hinschauen.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Vor allem sollte man bedenken, dass nicht jede 'typische' Darstellung gleich auch eine Diskriminierung oder rassistisch ist. Genauso, wie nicht jede Benachteiligung von zB Frauen ursächlich damit zusammen hängt, dass sie Frauen sind. - Bisschen mehr klarer Kopf statt Empörung täte manchem ganz gut...
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Erstens geht es um Äusserungen, die Autoren oder Künstler vor langer Zeit getan haben, und zwar vor dem Hintergrund ihrer Zeit; der Respekt vor künstlerischem Schaffen sollte es gebieten, nicht in späteren Zeiten an dem Werk herumzupfuschen (oder meinetwegen auch -doktern), nur, weil sich die Zeiten geändert haben. Und zweitens ist Hingucken nicht gleichzusetzen mit Zustimmung.
Richtig - sie kann auch einfach satirische Überzeichnung sein - ein späterer Eingriff entstellt das Werk des Künstlers und ist in erster Linie respektlos diesem gegenüber. Wenn ein Verlag meint, dass ein Werk für ihn nicht vertretbar ist, sollte er entweder einen entsprechenden Disclaimer voranstellen, oder aber die Rechte freigeben, damit sich andere der Veröffentlichung widmen können, die dem Künstler mehr Respekt entgegen bringen.Nullnullsix hat geschrieben: ↑1. Juli 2024 22:11 Vor allem sollte man bedenken, dass nicht jede 'typische' Darstellung gleich auch eine Diskriminierung oder rassistisch ist.
BTW, der "Skandal" der letzten dokumenta war mE eigentlich nicht der vermeintliche Antisemitismus in einem dann verhängten und entfernten Kunstwerk, sondern dass die die Folgen des Kolonialismus damit thematisierenden Künstler zensiert und das Anliegen eines nicht minder diskriminierten, ausgebeuteten und auch massenweise umgebrachten Volkes zensiert wurde.
Kunst ist nunmal mitunter auch provozierend und muss es auch sein - besonders, wenn sie etwas bewirken will. Artikel 5 Abs. 3 GG (Kunstfreiheit) ist nicht umsonst dem Absatz 2 hintangestellt und nicht von dessen Einschränkungen betroffen - und daher weitreichender als die Meinungsfreiheit des Artikel 5 Abs. 1 GG.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Jein. "Hintergrund ihrer Zeit": Als ich ein Kind war, war 'Neger' die normale(!), diskriptive und nicht diskriminierende Bezeichnung im allgemeinen Sprachverständnis der Zeit und wurde so deshalb eben auch von allen, und damit eben auch von Künstlern und Literaten so benutzt. - In Abgrenzung zu dieser Wortbedeutung war das Schimpfwort für solche Menschen 'Nigger' (das aber zB von Huckleberry Finn auch als normale Bezeichnung für seinen Freund Jim benutzt wurde, weil es zu seiner Zeit der 'normale' Begriff war, natürlich implizierend, dass Schwarze damit als 'minderwertig' und 'entrechtet' gesehen wurden, von Huck aber eben trotzdem nicht diskriminierend gemeint, er hatte -zu seiner Zeit- eben einfach keinen anderen Begriff). - Man sieht: Mit der Zeit verändern sich die 'Bedeutungen' der Begriffe.WeissNix hat geschrieben: ↑2. Juli 2024 01:45 (...) Erstens geht es um Äusserungen, die Autoren oder Künstler vor langer Zeit getan haben, und zwar vor dem Hintergrund ihrer Zeit; der Respekt vor künstlerischem Schaffen sollte es gebieten, nicht in späteren Zeiten an dem Werk herumzupfuschen (oder meinetwegen auch -doktern), nur, weil sich die Zeiten geändert haben. (...)
Wenn nun also Schriftsteller in solchen Zeiten das Wort 'Neger' gemäß dieser zeitlichen Bedeutung benutzt haben, ihr Werk aber die Zeit überdauert und der neutrale Begriff nun eine diskriminierende/rassisistische Konnotation angenommen hat, die der Intension des Autors nicht entspricht, finde ich eine Anpassung 'werkgetreu' und damit legitim und im Sinne des Künstlers und des Werkes. Wobei ich eine Belassung der originalen Version und dafür eine 'editorische Notiz', die den Bedeutungswandel und die redaktionelle Entscheidung, es im Original zu belassen erläutert immer auch einen gangbaren Umgang mit der Problematik finde.
Beispiel Pippi Langstrumpf: Die Tochter von Astrid Lindgren hat sich mal dahingehend geäußert, dass es ihrer Meinung nach wohl im Sinne ihrer Mutter gewesen wäre (so sie das noch erlebt hätte), wenn aus dem 'Negerkönig', der damals 'normal' gemeint und von den Leserinnen auch so empfunden wurde, für heutige Leserinnen ein 'Südseehäuptling' wird, was bedeutungsmäßig die adäquate Wortwahl im Sinne des Werkes sei. - Deshalb finde ich Änderungen wie diese okay, fände aber auch WENN geändert wird, gut, wenn es auch da ne editorische Erläuterung gibt, warum die Redaktion (oder ggf. auch der Autor selbst, siehe Michael Ende) sich dazu entschlossen hat, es zu ändern.
Also egal ob Original oder 'legitime Änderung', eine editorische Erläuterung sollte genauso zum Standard gehören, wie Auflage(nhöhe), Erscheinungsjahr und Hinweis auf evtl. Berücksichtigung irgendwelcher Rechtsschreibreformen...
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung
Woher will man nach dessen Tod noch die Intention des Autors kennen? Im Falle Lindgren mag es über die Tochter und vielleicht sogar auch über andere der Autorin nahestehende Zeitzeugen und ihr überliefertes Gesamtwerk noch zu rekonstruieren sein - aber beweist allein die Aussage der Tochter, dass es nicht eben doch irgendwie rassistisch konnotiert gewesen sein könnte (weil es in der Zeit eben auch eine Menge Rassisten gab, man die nur in Mehrheit noch nicht so genannt hatte) und die Tochter ihre Mutter nur vor entsprechenden Einordnungen im Kontext der heutigen Zeit schützen will?Nullnullsix hat geschrieben: ↑2. Juli 2024 13:28 Wenn nun also Schriftsteller in solchen Zeiten das Wort 'Neger' gemäß dieser zeitlichen Bedeutung benutzt haben, ihr Werk aber die Zeit überdauert und der neutrale Begriff nun eine diskriminierende/rassisistische Konnotation angenommen hat, die der Intension des Autors nicht entspricht, finde ich eine Anpassung 'werkgetreu' und damit legitim und im Sinne des Künstlers und des Werkes.
Die DDR-Übersetzung war ja von vornherein anders als die westdeutsche - es stellt sich die Frage, ob Frau Lindgren darum wusste, und wenn, ob sie sich darüber vielleicht schon zu Lebzeiten Gedanken gemacht hat, denn dann hätte sie ja auch das Original noch selbst für künftige Auflagen abändern können.
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