Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
"hamm" und "Auftrach" würde ich aber eher im rheinischen bzw. im ruhrdeutschen verorten.
Ich denke, es zieht sich ein bestimmter Dialekt eben nicht stringent durch. Mutmasslich war der Übersetzer auch einfach nur Grütze.
Ich denke, es zieht sich ein bestimmter Dialekt eben nicht stringent durch. Mutmasslich war der Übersetzer auch einfach nur Grütze.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
So weit ich das verstanden habe, war "Siggi und Babarass" ja mehr oder weniger eine Eigenproduktion, bei der bereits existierende Zeichnungen verwendt wurden. Kann man da überhaupt von einer offiziellen Übersetzung reden? Oder ist das nicht schon fast eine Neutextung?
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Hallo Christian,
Bei Siggi und Babarras geht das Ganze allerdings noch ein Stück weiter, weil da die Handlung von Gallien nach Germanien verlegt und ein (reaktionärer) politischer Ton hineingeschrieben wurde, der im Original so nicht drin war. Das soll von Rolf Kauka persönlich ausgegangen sein. Gleichwohl war es immernoch das Ziel, im Grunde genommen dieselben Geschichten - verlegt in ein "antikes Deutschland" und angereichert um die politisiche Bedeutungsebene - zu erzählen, nicht den Bildern eine gänzlich andere Handlung zu unterstellen.
Auch wenn man allerdings soweit gehen möchte, von einer Neutextung anstelle einer Übersetzung zu sprechen, muss man m.E. zwischen den vier Siggi und Babarras-Geschichten unterscheiden. Der politische Ton ist in Siggi und die goldene Sichel wohl am stärksten vertreten, in "Kampf um Rom" und "Siggi der Unverwüstliche" nur sehr schwach. Die beiden letzteren sind m.E. einfach (wie ich finde eher schwache) Übersetzungen/Übertragungen. Siggi und die Ostgoten ist natürlich deutlich politischer mit der Bezugnahme auf den Ost-Westgegensatz. Man muss aber m.E. berücksichtigen, dass zumindest diese Thematik mit den Westgoten und den Ostgoten im Original bereits angelegt ist. Dies wurde bei der Übertragung durch Rolf Kauka aufgegriffen und - was bei der Verlegung der Handlung nach "Germanien" auch recht nahe liegt - verstärkt. Die Abweichungen der Handlung und Charaktere zum Original (bzw. der heutigen deutschen Übersetzung davon, denn nur die kenne ich) ist hier aber natürlich wieder deutlicher bemerkbar.
Gruß
Erik
Siggi und Babarras war eine Lizenzausgabe des Kauka-Verlages. Verwendet wurden die kompletten Zeichnungen der Asterix-Bände "La serpe d'or", "Astérix gladiateur", "Astérix chez les goths" und "Astérix le gaulois". Es sind also keine Zusammenstellungen aus mehreren Asterix-Bänden zur erschaffung einer gänzlich neuen Handlung, wie man sie etwa von den Comicverfremdungen wie "Asterix und das Atomkraftwerk", "Asterix und der Kampf um's Kanzleramt" oder "Gallas" kennt.
Es ist schon von vornherein schwer, da eine Grenzlinie zu ziehen. Comic-Übersetzung ist ja immer - auch wenn sie gut gemacht ist - mehr eine Übertragung als eine Übersetzung. Das haben sowohl Gudrun Penndorf als auch Klaus Jöken schon so gesagt. Viele Wortspiele sind nicht zu übersetzen und müssen durch andere ersetzt werden. Für Namen gilt oft das gleiche. Insofern ist Übersetzung von Comics immer ein Stück weit Neutextung.
Bei Siggi und Babarras geht das Ganze allerdings noch ein Stück weiter, weil da die Handlung von Gallien nach Germanien verlegt und ein (reaktionärer) politischer Ton hineingeschrieben wurde, der im Original so nicht drin war. Das soll von Rolf Kauka persönlich ausgegangen sein. Gleichwohl war es immernoch das Ziel, im Grunde genommen dieselben Geschichten - verlegt in ein "antikes Deutschland" und angereichert um die politisiche Bedeutungsebene - zu erzählen, nicht den Bildern eine gänzlich andere Handlung zu unterstellen.
Auch wenn man allerdings soweit gehen möchte, von einer Neutextung anstelle einer Übersetzung zu sprechen, muss man m.E. zwischen den vier Siggi und Babarras-Geschichten unterscheiden. Der politische Ton ist in Siggi und die goldene Sichel wohl am stärksten vertreten, in "Kampf um Rom" und "Siggi der Unverwüstliche" nur sehr schwach. Die beiden letzteren sind m.E. einfach (wie ich finde eher schwache) Übersetzungen/Übertragungen. Siggi und die Ostgoten ist natürlich deutlich politischer mit der Bezugnahme auf den Ost-Westgegensatz. Man muss aber m.E. berücksichtigen, dass zumindest diese Thematik mit den Westgoten und den Ostgoten im Original bereits angelegt ist. Dies wurde bei der Übertragung durch Rolf Kauka aufgegriffen und - was bei der Verlegung der Handlung nach "Germanien" auch recht nahe liegt - verstärkt. Die Abweichungen der Handlung und Charaktere zum Original (bzw. der heutigen deutschen Übersetzung davon, denn nur die kenne ich) ist hier aber natürlich wieder deutlicher bemerkbar.
Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Streng formaljuristisch müsste man noch ergänzen, dass die Lizenz nach den ersten beiden Abenteuern entzogen wurde, so dass es sich bei den letzten beiden Abenteuern strenggenommen um Raubdrucke handelt.
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Zur Eröffnung in "Der Gallier".
Ich habe eigentlich angenommen, dass sich die "Asterix - Forschung" in dem Punkt bereits lange einig ist. Dass diese Marschszene der Römer auf den Einmarsch der Wehrmacht abspielt.
Ich bin mir nicht sicher wo, aber irgendwo habe ich das auch so gelesen oder vielleicht sogar gesehen in irgend einer Doku. Vielleicht sogar mit Ausschnitten aus dem Film, der diese Anspielung ja noch mehr ausreizt.
Jedenfalls habe ich das auch immer so verstanden, dass das die Wehrmacht darstellen soll. Das war ja auch alles gerade Mal zwanzig Jahre her damals. Es gab wohl damals in Frankreich keinen Erwachsenen, der bei dieser Szene nicht sofort an die Zeit der Besatzung denken musste.
Ric
Ich habe eigentlich angenommen, dass sich die "Asterix - Forschung" in dem Punkt bereits lange einig ist. Dass diese Marschszene der Römer auf den Einmarsch der Wehrmacht abspielt.
Ich bin mir nicht sicher wo, aber irgendwo habe ich das auch so gelesen oder vielleicht sogar gesehen in irgend einer Doku. Vielleicht sogar mit Ausschnitten aus dem Film, der diese Anspielung ja noch mehr ausreizt.
Jedenfalls habe ich das auch immer so verstanden, dass das die Wehrmacht darstellen soll. Das war ja auch alles gerade Mal zwanzig Jahre her damals. Es gab wohl damals in Frankreich keinen Erwachsenen, der bei dieser Szene nicht sofort an die Zeit der Besatzung denken musste.
Ric
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Hallo,
Gruß
Erik
ich hatte es immer so verstanden, dass die Lizenz nach den ersten beiden Abenteuern gekündigt wurde, die Kündigung aber erst nach Veröffentlichung der beiden späteren Abenteuern wirksam wurde. Sicher wissen kann ich das aber natürich nicht. In der Kauka-Biografie von Hechelheimer habe ich gerade kürzlich gelesen, dass Kauka gegen diesen Lizenzentzug geklagt habe und der Rechtsstreit über zwei Instanzen gegangen sei, wobei er letztlich unterlegen sei. Soetwas dauert ja auch seine Zeit. Ich halte es jedenfalls für plausibel, dass er bis zum rechtskräftigen Abschluss des Gerichtsverfahrens die Lizenz noch nutzen durfte.
Gruß
Erik
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Solange die Rechteinhaber seinerzeit keine vorläufige Entscheidung in einem Eilverfahren angestrebt un d darin obsiegt hatten, wird das so gewesen sein; dass kein Eilverfahren angestrengt wurde kann ich mir aber ob des Ärgers, der in Frankreich über die Kauka-Version entstanden ist (und der sich ja noch auf den späteren Lizenznehmer Ehapa - durch Freigabe der Übersetzung erst nach Rückübersetzung - ausgewirkt hatte), allerdings nur schwer vorstellen. Ein solches scheinen sie dann in dem Fall aber verloren zu haben - denn dass Kauka gegen ein gerichtliches Verbot trotzdem veröffentlicht hatte, kann ich mir schwer vorstellen, denn da hängen idR hohe Regressforderungen dran, die sein Verlag sicher nicht so einfach gestemmt hätte.
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Man munkelt, dass der Grund für die Klage gegen die Kauka-Textung nur ein Vorwand war, um die Verträge vorzeitig auflösen zu können, weil man von Ehapa ein lukrativeres Angebot hatte...
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Dann wundert mich aber die in Folge von Ehapa ausdrücklich verlangte (und mW vertraglich festgelegte) Rückübersetzung vor der letztlichen Freigabe und einige Restriktionen (wie zB das anfängliche Verbot der Eindeutschung der Eigennamen von Nebenfiguren). Das wäre dann aber ein arg aufwändiges, zeitraubendes und zudem kreativitätshemmendes Täuschungsmanöver.
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
"Man" und "munkelt" sind zwei Wörter, die in mir kein großes Vertrauen in die Wahrhaftigkeit dieser Aussage aufkommen lassen. Aber was auch immer der Grund gewesen sein mag - ich bin den Autoren sehr dankbar, dass sie gehandelt haben.Nullnullsix hat geschrieben: ↑19. Oktober 2023 19:46 Man munkelt, dass der Grund für die Klage gegen die Kauka-Textung nur ein Vorwand war, um die Verträge vorzeitig auflösen zu können, weil man von Ehapa ein lukrativeres Angebot hatte...
Ich habe nämlich zufällig letzte Woche zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt, eine von Kauka umgearbeitete Geschichte (Siggi und die goldene Sichel) zu lesen. Ich bin ziemlich geschockt, dass so etwas zwanzig Jahre nach dem Krieg naiven Kindern zu lesen gegeben wurde. Für mich ist das schlimmste Reichsbürger-Propaganda gewesen.
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Man munkelt, dass Druidenspione auch nicht mehr so gut informiert sein sollen wie sie es mal waren...
Nun, wir können uns vorstellen, wie dieser Rolf Kauka 20 bis 30 Jahre vor dem Erscheinen von Siggi getickt haben mag - und solche Überzeugungen gingen halt nur selten wieder aus den Köpfen hinaus, Entnazifizierung hin oder her. Und wie sowas im damaligen Frankreich angekommen sein mag.
Nun, wir können uns vorstellen, wie dieser Rolf Kauka 20 bis 30 Jahre vor dem Erscheinen von Siggi getickt haben mag - und solche Überzeugungen gingen halt nur selten wieder aus den Köpfen hinaus, Entnazifizierung hin oder her. Und wie sowas im damaligen Frankreich angekommen sein mag.
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Eben darum hab ich das genau so formuliert. Hintergrund: Natürlich habe ich mir das nicht ausgedacht, sondern irgendwo gelesen. Ich weiß zwar nicht mehr wo, habe aber dunkel in Erinnerung, dass die Quelle von mir auch schon nur als "spekulativ" eingeordnet wurde. Daher: "Man munkelt".
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Hallo,
Gruß
Erik
angedeutet wird das jedenfalls auch in der Kauka-Biografie von Hechelheimer. Woher er das hat, weiß ich aber natürlich auch nicht.Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Oktober 2023 20:11Natürlich habe ich mir das nicht ausgedacht, sondern irgendwo gelesen. Ich weiß zwar nicht mehr wo,
Gruß
Erik
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Vieleicht aus dem Protokoll eines ODESSA-Treffens... oder so was in der Art.
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Re: Einfluß von Nazi-Deutschland auf Asterix
Der steh ich persönlich auch skeptisch gegenüber - ohne sie gelesen zu haben. Im Zusammenhang mit dem Erscheinen gabs doch auch im TV ein 'Hochkochen' der Siggi-Affäre, die so tat als wären das ganz neue Erkenntnisse und nicht bereits seit Ende der 60er ein 'alter Hut'. Ich erinner das nur noch ungenau, aber irgendwo hier im Forum wurde das seinerzeit schon diskutiert...
PS: Irgendwie find ich den Thread-Titel befremdlich: "Nazi-Deutschland" hat nach meinem Begriffsverständnis 1945 aufgehört zu existieren. Asterix kam erst 1959. Da kann "Nazi-Deutschland" nach meinem Begriffsverständnis und meinem Verständnis von Logik kein "Einfluß" statt gefunden haben.
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