Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: ↑11. Januar 2021 21:26Musst Dich halt drauf einstellen, dass Rantanplan Scheriff heißt und Jolly Jumper zur Stute namens Rosa gewandelt wurde (letzteres das mMn ärgerlichste Ergebnis der bei Kauka genommenen Freiheiten).
in dem informativen und weitgehend wertungsneutralen Text von Volker Hamann zur Frühgeschichte Lucks Luke's bei Kauka, der in der neuen Gesamtausgabe Nr. 02 hinten abgedruckt ist, klingt dies ein Bißchen anders:
Denn das treue und kluge Pferd von Morris' "lonesome Cowboy" wurde zunächst als als "gebrechliche Rosinante" eingeführt und erhielt kurz danach seine Rehabilitierung als "Rosa, der cleverste Schimmel jenseits des Rio Grande".
Sicher war damals der Genderstar noch nicht entwickelt. Gleichwhol klingt "der cleverste Schimmel" natürlich schon nach einem maskulinen Pferd - ebenso wie Volker Hamann's Bewertung der Umbenennung als "Rehabilitierung".
Wie dem auch sei. Ich bin mit dem zweiten Band der neuen Gesamtausgabe wieder sehr zufrieden. Der ausführliche und zugleich stringent und nachvollziehbar geschriebene Einleitungstext von Christelle und Bertrand Pissavy-Yvernault - mit reichlicher Bebilderung und großzügiger Textaufteilung immerhin 50 Seiten lang - verfolgt den Werdegang Morris' und ausschnittsweise René Goscinny's in den frühen 1950er Jahren weiter. Dem Comic-Inhalt der Gesamtausgabe folgend wird die Phase der Zusammenarbeit der beiden noch nicht beleuchtet, wohl aber die Berührungspunkte der Lebensläufe.
Dies ist vor allem deshalb sehr interessant, weil ich - als vornehmlich Asterix-Interessierter - den Werdegang René Goscinny' stets mit Fokus auf das Kennenlernen und die sich entwickelnde Arbeitsgemeinschaf und Freundschaft mit Albert uderzo aus diverser Sekundärliteratur mehr oder minder kenne. Hier nun die Parallelen und Berührungspunkte von Goscinny mit Morris - mit dem ja zahlenmäßig später mehr Comic-Alben als mit Uderzo entstanden sind - verfolgen zu können, ist das eine mitunter aufschlussreiche Ergänzung. Zudem ist die Unterscheidlichkeit der Lebenläufe schon faszinierend. Während Goscinny und Uderzo sehr von sehr weit unten, d.h. aus knappsten wirtschaftlichen Verhältnissen, haben hocharbeiten müssen und es für sie Phasen gab, in denen sie ausgebeutet wurden sowie solche, in denen sie quasi jede zeichnerische Arbeit annehmen - und damit vielfach auch ungebliebte Auftragsarbeiten ausführen - mussten, war das für Morris nicht in gleicher Weise der Fall. Er hat Lucky Luke schon früh in seiner Schaffenszeit als seine Herzblutserie entwickelt, sie sehr bald in einem bereits gut laufenden Comic-Magazin platzieren können und damit Erfolg gehabt, der ihm die kontinuierliche Weiterentwicklung der Figur erlaubte. Diese Unterschiede waren mir so nicht bewusst, wenngleich ich sie sicherlich auch bereits früher in anderer Lucky-Luke-spezifischer Sekundärliteratur hätte erfahren können.
Viele der Comis in dieser zweiten Ausgabe der neuen Gesamtausgabe erkenne ich von früher - also aus Kindertagen, wo ich die meisten, wenn nicht sogar alle Alben der regulären Lucky-Luke- sowie der Classics-Reihe aus der Leihbücherei gelesen habe. Die Geschichten selbst erinnere ich meist allenfalls noch peripher, manche Einzelheiten sind allerdings im Gedächtnis geblieben. So war es für mich ein Wiederentdecken nach langer Zeit von Pat Poker, Revolver-Joe und den ursprünglichen Daltons.
Das alles macht Lust auf den im Februar 2022 erscheinenden Band 03, in dem es dann ja endlich - sicherlich auch im Hintergrundtext - mit dem Goscinny-Lucky-Luke losgehen wird.
Gruß
Erik