als Sammler von Magazinen mit Asterix-Inhalt kauft man nicht selten Hefte, die nur wenig oder enttäuschenden Inhalt haben. Häufig haben die Hefte durchschnittlichen Inhalt, also vielleicht ein paar Seiten irgendeines 0815-Berichts über ein mehr oder minder abgedroschenes Asterix-Thema. Und ganz selten trifft man unverhofft auf eine Ausgabe mit nicht nur mengenmäßig, sondern auch inhaltlich wirklich lohnendem Gehalt. Und von solch einem Fall möchte ich hier berichten.

Der englische "Book and Magazine Collector" im A5-Format war mir bereits ein (positiver) Begriff, da sich in Ausgabe No. 119 von Feb. 1994 ein immerhin knapp zehnseitiger Beitrag von Martin Spence und Julian Maddison über die Werke von Goscinny und Uderzo befindet. Mithin war ich gerne bereit, ein paar Euros (oder besser Pfund) für die Ausgabe No. 227 von Feb. 2003 auszugeben, die auf dem Cover einen Artikel über "Asterix in Britain" verspricht (siehe Anhang).
Tatsächlich handelt es sich um eine 22-seitige Abhandlung von Vic Pratt. Allein vom Umfang her ist das sammlerisch natürlich ein Volltreffer. Aber auch inhaltlich fanden sich darin mir neue Fakten:
Jeder hier wird Siggi und Babarras kennen, die frühe deutsche Asterix-Version, in der aus den Galliern Germanen wurden. Und manch einer hat auch schonmal etwas von "Beric the Briton" gehört, der frühen in Ranger bzw. Ranger/Look and Learn erschienenen, britisierten Asterix-Übertragung in Englische, in der aus Asterix Beric, aus Obelix Son of Boadicea und aus Idefix Fido (mit rotem Fell!) werden.
Was aber hierzulande sehr wenig bekannt sein wird - und mir jedenfalls völlig unbekannt war - ist die Tatsache, daß es im Vereinigten Königreich noch eine frühere - ebenfalls britisierte - Asterix-Version gab. In dem Comicmagazin Valiant erschien vom 9.11.1963 bis 4.4.1964 eine gekürzte und umkolorierte Version von Asterix der Gallier mit 1 Seite pro Ausgabe, d.h. pro Woche. Der Titel dieser Asterix-Version war "Little Fred and Big Ed" (siehe die s/w-Abbildung einer Seite aus dem Book and Magazine Collector im Anhang).
Ich habe nun versucht, eine Beispielsausgabe des Valiant-Magazins mit einer Folge davon zu erwerben und das ist mir auch gelungen. Jedoch sind meine drei Ausgaben aus der Spätzeit der Veröffentlichung. Und dort hieß die Serie "Little Fred the ancient Brit with bags of grit" (siehe die Abbildung aus dem Valiant vom 22.2.1964). Wahrscheinlich hat man den Big Ed aus dem Titel gestrichen, weil er (= Obelix) im späteren Verlauf der Geschichte nicht mehr vorkommt.
Aber das war noch nicht alles. Der Artikel ist insgesamt sehr interessant, da er verschiedene Aspekte der Asterix-Comcis selbst beleuchtet und zugleich auf unterschiedliche englischsprachige Ausgaben eingeht. Am Ende werden auch noch Umpah-Pah, Lucky Luke und Isnogud kurz angesprochen. Aber am Interessantesten ist der Teil über die Asterix-Sekundärliteratur. Neben - dem wohl allseits bekannten - Peter Kessler's "The Complete Guide to Asterix" wird nur noch ein weiterer Titel genannt, nämlich ein Aufsatz namens "Translator's Notebook" von Anthea Bell, erschienen in Nancy Chambers (Ed.), "The Signal approach to Children's Books", Kestrel Books 1980, 352 S.
Dieses Buch habe ich mir natürlich sogleich antiquarisch beschafft. Es ist ein HC-Buch in gelbem Schutzumschlag (Cover siehe Anhang). Das "Translator's Notebook" ist ein 11-seitiger Beitrag der englischen Übersetzerin, in der sie - in lockerer Weise mit vielen Beispielen - die Arbeiten an "Asterix in Corsica", einem der letzten und erst spät auf Englisch erschienenen Goscinny-Alben, beschreibt. Für an Asterix-Sekundärliteratur oder den sprachlichen Aspekten der Asterix-Reihe Interessierte ist das gewiß ein sehr lesenswerter Beitrag.
Gruß
Erik